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Archäologen: Burg bei Kemberg vor 2600 Jahren abgebrannt

Die Burg bei Kemberg existierte rund 300 Jahre lang, bevor sie zerstört wurde. Der sumpfige Boden hat Hölzer der Befestigung konserviert und macht eine zeitgenaue Bestimmung möglich.

Von Thomas Schöne, dpa 18.07.2019, 11:14

Kemberg (dpa/sa) - Die eisenzeitliche Burg bei Kemberg (Landkreis Wittenberg) ist vor 2600 Jahren abgebrannt. "Die verkohlten Überreste eines hölzernen Walls belegen den Untergang. Die Burg fiel infolge kriegerischer Auseinandersetzungen", sagte Archäologe und Projektleiter Louis D. Nebelsick bei der Vorstellung von Ergebnissen der Grabung am Donnerstag. Auslöser der Auseinandersetzung sei das Reitervolk der Skythen aus der ukrainischen Steppe gewesen. Sie stießen bis in das Gebiet des heutigen Brandenburgs vor.

"Kemberg ist die älteste jahrgenau datierte Anlage in ganz Mitteleuropa und rund 200 Jahre älter als die meisten anderen dieser Befestigungen. Die äußere Palisade wurde vor 2968 bis 2955 Jahren gebaut, der Wall vor 2861 bis 2857 Jahren", sagte Nebelsick. Die Burganlage wurde wahrscheinlich von einem über zehn Meter hohen und etwa fünf Meter breiten Holz- und Erdwall umgeben. Auf dem Burggelände lebten mehrere Hundert Menschen.

Bislang sind 30 Balken entdeckt worden. Beim Brand des Walls rutschten sie in den Sumpf ab. "Der Sumpf hat sie über die Jahrhunderte konserviert", sagte Nebelsick. Ein Teil der erhaltenen Hölzer der Burg wurde bereits vor fünf Jahren entdeckt. Wegen der ungewöhnlichen Trockenheit der vergangenen zwei Jahre konnten nun auch Proben der tieferliegenden Balken genommen werden.

Außerdem fanden die Archäologen zum Teil gut erhaltene Keramik, wie eine spätbronzezeitliche Tasse, mit Rillen verziertes Tafelgeschirr, sowie Tierknochen, darunter auch vom Biber. Zudem wurde aus einer neuzeitlichen Grube eine leuchtendgelb glasierte Öllampe entdeckt.

Die Ausgrabung ist ein polnisch-deutsches Kooperationsprojekt. Archäologen und Studenten der Universität Warschau sowie Grabungstechniker vom Landesamt für Archäologie Halle hatten zwei Wochen lang die Burganlage untersucht.

Landesmuseum für Vorgeschichte