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Bauhaus-Jubiläum mit Rekordzahlen: Aufbruch in die Moderne

Fernsehfilme, neue Museen, Bücher - 100 Jahre Bauhaus sind in diesem Jahr ausgiebig gefeiert worden - weit über Fach- und Liebhaberkreise hinaus. Die Bauhaus-Städte haben enorm profitiert. Wie aber geht es 2020 weiter?

Von Marie Frech und Dörthe Hein, dpa 19.12.2019, 11:52

Dessau-Roßlau/Weimar (dpa/sa) - Das Jubiläumsjahr 2019 hat dem Bauhaus nationale wie internationale Aufmerksamkeit wie lange nicht beschert. Die Besucherzahlen in den Bauhaus-Städten Dessau-Roßlau und Weimar sind auf Rekordkurs. Die neuen Bauhaus Museen sind bestens besucht. "Bis Ende des Jahres werden wir im Bauhaus Museum Dessau voraussichtlich 80 000 bis 90 000 Besucher haben", sagte die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben von unseren Besuchern erfahren, dass viele auch beide neue Museen besucht haben." Gut 257 000 Gäste kamen bis Mitte Dezember in das im April eröffnete Bauhaus-Museum Weimar, wie die Klassik Stiftung Weimar mitteilte.

Perren sagte weiter: "Insgesamt hatten wir 275 000 Besucher. Das ist eine Rekordzahl. Wir hatten in den letzten Jahren immer um die 100 000 in allen Bauhaus-Bauten." Zu den Bauhaus-Bauten in Dessau gehören die Meisterhäuser, das Kornhaus, das Arbeitsamt, die Siedlung Törten, die Laubenganghäuser und seit September das Bauhaus Museum. Auch in Weimar ist der Kreis groß: "Unser moderne Komplex mit dem Wohnhaus des Architekten Henry van de Velde, mit dem Neuen Museum, dem Nietzsche-Archiv und eben dem Haus am Horn und dem Bauhaus-Museum hat mehr als 400 000 Besucher gezählt", sagte die Präsidentin der Klassik Stiftung, Ulrike Lorenz. Man habe den Eindruck, dass es auch 2020 auf einem sehr hohen Niveau weitergehen werde.

Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar. Es entwickelte sich zu einer einflussreichen Architektur- und Designschule. Noch heute sind etwa Möbel und Nutzgegenstände nach den Entwürfen der Bauhäusler populär.

Die vorliegenden Tourismus-Zahlen zeigen einen stark steigenden Trend für die gesamte Region Dessau-Wittenberg. Bis Ende September legte die Zahl der Ankünfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,7 Prozent zu, die Zahl der Übernachtungen um 8,2 Prozent. Das übertrifft deutlich den Sachsen-Anhalt-Trend von plus 5,1 Prozent bei den Ankünften und Übernachtungen zwischen Januar und September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Deutschlandweit wurden für den Zeitraum 2,9 Prozent mehr Ankünfte und 3,4 Prozent mehr Übernachtungen erfasst, wie aus einer Übersicht des Statistischen Bundesamts hervorgeht.

Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) bezeichnete das Jubiläumsjahr als "Quantensprung". Man dürfe sich aber nicht der Illusion hingeben, dass es so weitergehe. "Es ist eine Riesen-Herausforderung für alle, sich darüber heute schon Gedanken zu machen." Robra betonte: "Das Bauhaus ist längst nicht auserzählt." Er gehe davon aus, dass das Bauhaus Dessau großes Potenzial hat, sich dabei national wie international einzubringen.

Perren sagte: "2019 haben wir nie als abgeschlossenen Zeitraum gesehen. Wir haben in diesem Jubiläumsjahr ganz viel angelegt, was uns die nächsten Jahre beschäftigen wird. Angefangen beim Museum: unsere Sammlungspräsentation ist so angelegt, dass es regelmäßig Wechsel in der Ausstellung gibt, mit neuen Objekte, neuen Positionen, neuen Perspektiven. So kann man sich immer wieder neu mit dem Museum und unserer Sammlung auseinandersetzen." Die Gruppenführungen seien schon das komplette Jahr 2021 ausgebucht. "Man kann das Museum aber natürlich auch individuell besuchen."

Perren wies darauf hin, dass alle anderen Bauhaus-Bauten nicht aus dem Fokus geraten sollen. "Es wäre nicht richtig, wenn sich unsere ganzen Kräfte jetzt nur auf das Museum konzentrieren und wir andere erfolgreiche Formate vernachlässigen. Das wollen wir auf keinen Fall. Wir wollen auch weiterhin die ganze Bandbreite des Bauhauses vermitteln." Sie sagte mit Blick auf die Besucherzahlen: "Wenn wir uns zukünftig bei circa 150 000 einpendeln, ist das eine gute Größenordnung."

Im Rückblick auf das Jubiläumsjahr sagte Perren: "Uns freut besonders, dass wir so viel Publikum hatten und dass die Bandbreite des Publikums so groß ist. Das Bauhaus kannten viele eher fachspezifisch über Architektur und Design. Es ist für mich ein großer Erfolg, dass sich jetzt so viele Menschen für das Bauhaus interessieren und zwar aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Feldern." Und: "Ich glaube, wir werden in den kommenden Jahren viel damit beschäftigt sein, die gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich auszuwerten und weiter zu denken."

Im Bauhaus Museum Dessau, das nun rund 100 Tage geöffnet ist, soll auch auf die Bedürfnisse der Besucher eingegangen werden, betonte Perren. "Man muss vor allem beobachten, wie sich die Dinge entwickeln, welche Programmpunkte gut angenommen werden, und auch, was nicht so gut läuft. Das muss man rausfinden. Das Museum ist ja ein neuer Ort." So sei beispielsweise eine Reihe "Aus der Vitrine" initiiert worden, wo Mitarbeiter der Sammlung einzelne Objekte vor einem Publikum besprechen. "Das haben wir einfach mal so ausprobiert. Das läuft jetzt so gut, dass wir das regelmäßig durchführen werden."

Robra bilanzierte, Weimar, Dessau und Berlin hätten gut zusammengearbeitet. Und auch innerhalb Sachsen-Anhalts hätten viele Orte profitiert. Das Diakonissen-Mutterhaus Elbingerode im Harz etwa sei erst mit dem Jubiläum als Meisterwerk der Moderne in das Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Die Kulturbeigeordnete der Stadt Halle, Judith Marquardt, sagte, es sei viel Bleibendes geschaffen worden. Das Bewusstsein der Hallenserinnen und Hallenser sei gestärkt worden.

Bauhaus Dessau

Klassik Stiftung Weimar