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Bleibt die Kinderklinik Gardelegen? Lösung zeichnet sich ab

Ein Alptraum für alle Familien: Mitten in der Nacht braucht das Kind dringend einen Arzt - doch die nächste Kinderklinik ist 50 Kilometer entfernt. Das Schicksal droht seit Monaten für die Altmark rund um Gardelegen - oder doch nicht?

11.09.2020, 18:36
Ronny Hartmann
Ronny Hartmann dpa

Magdeburg (dpa/sa) - Für die bedrohte Notfallversorgung für Kinder im altmärkischen Gardelegen zeichnet sich eine Lösung ab. Zudem will sich Sachsen-Anhalt dafür einsetzen, dass Kinderkliniken künftig nicht mehr über das umstrittene Fallpauschalen-System abgerechnet werden. Nach ihren Informationen sei geplant, auch künftig Betten zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen in der Altmark-Klinik in Gardelegen vorzuhalten, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Freitag im Magdeburger Landtag. Notwendige Voraussetzung sei allerdings, dass geeignetes Fachpersonal gefunden werde.

Bereits am Donnerstag hatte Grimm-Benne darauf hingewiesen, dass sich Sachsen-Anhalt einer Initiative von Mecklenburg-Vorpommern anschließt, mit dem die Kinder- und Jugendmedizin nicht mehr über Fallpauschalen abgerechnet wird. So soll das bundesweite Problem gemindert werden, dass Kinderkliniken wegen der geringen Vergütung und wirtschaftlichen Zwängen von Krankenhäusern so hohe Verluste verursachen, dass sie geschlossen werden.

Wer Probleme wie in Gardelegen vermeiden wolle, müsse das gesamte System der Fallpauschalen abschaffen, mahnte Linken-Fraktionsvize Eva von Angern. "Man muss es sich als Krankenhaus schon leisten können, eine Kinder- und Jugendabteilung zu haben", sagte auch der CDU-Sozialpolitiker Tobias Krull zum derzeitigen Vergütungssystem.

Zuletzt hatte sich Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) mehrfach zu dem Thema geäußert und sich auch in Gardelegen über die Probleme informiert. Das Land werde die Bemühungen vor Ort weiterhin unterstützen, obwohl es nicht seine originäre Aufgabe sei, sagte Grimm-Benne im Landtag.

Damit reagierte die SPD-Politikerin auf Vorwürfe der AfD-Fraktion, die Probleme an mehreren Krankenhausstandorten seien darauf zurückzuführen, dass das Land über Jahre zu wenig Geld für Investitionen bereitgestellt habe. Der AfD-Abgeordnete Ulrich Siegmund verwies auch auf das Krankenhaus Havelberg (Kreis Stendal), das der Betreiber Anfang des Monats geschlossen hatte.

In Havelberg habe es keinen Investitionsstau gegeben, sondern die Ausgaben konnten wegen des aktuellen Systems der Fallpauschalen für die Behandlung von Patienten nicht über die Einnahmen gedeckt werden, erwiderte der Linken-Abgeordnete Wulf Gallert. Zudem müssten die Landkreise die Gesundheitsversorgung ihrer Bürger garantieren, egal, was es koste. Derzeit wird geprüft, ob Notfälle in Havelberg künftig in einer neuen Portalklinik betreut werden können, einer Art Notaufnahme mit wenigen Betten zur stationären Behandlung.

Wenn ein Krankenhausträger nicht mehr wolle, könne das die Landesregierung nicht verhindern, sagte Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann. Es sei aber richtig, dass sich die Krankenhauslandschaft verändern müsse, um die ländlichen Räume zu versorgen. Es brauche neue Modelle wie 24-Stunden-Praxen, Portalkliniken oder große Kliniken mit mehreren Standorten.

Über die Zukunft der Kinderklinik in Gardelegen sollen Kreistag und Klinik-Aufsichtsrat Ende September entscheiden. Zwischenzeitlich stand wegen einer geringen Auslastung und den hohen Kosten eine Schließung im Raum. Ein Förderverein der Kinderklinik sammelte Unterschriften und kämpfte für den Erhalt, weil Familien im Notfall mit ihren Kindern sonst 50 Kilometer weit fahren müssten.

Nach dpa-Informationen wird derzeit die Lösung präferiert, dass es künftig neben einer ambulanten Versorgung weiterhin zwölf Betten geben soll, um Kinder im Krankenhaus länger zu behandeln. Zudem läuft derzeit die Suche nach einem Facharzt, der die Station betreut.