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Buchdorf in Corona-Zeiten: Händler warten ab

Verhaltende Stimmung bei den Händlern im ersten deutschen Buchdorf in Mühlbeck-Friedersdorf bei Bitterfeld. Ob die Kunden wiederkommen, hängt auch von weiteren Lockerungsmaßnahmen ab.

26.04.2020, 08:17

Mühlbeck (dpa/sa) - Auch im ersten deutschen Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) hinterlässt das Coronavirus wirtschaftliche Spuren. "Die Leute haben jetzt andere Sorgen, als Bücher zu kaufen", sagte Buchhändlerin Myriam Gödecke. "Wir haben jetzt wieder geöffnet, aber nach der Pause ist das Geschäft noch nicht angelaufen. Das hängt damit zusammen, dass viele Besucher aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen zu uns kommen. Und die dürfen ja jetzt nicht über die Landesgrenze und das ist eigentlich unsere Problem." Gödecke wartet ab. "Wir öffnen und hoffen, dass jemand merkt, dass wieder offen ist."

"Ich mache das Antiquariat nicht auf, ich warte ab bis Mai", sagt René Bär. "Es ist vieles gesperrt, auch alle Gaststätten sind zu. Die meisten Kunden kommen aus Leipzig und Halle. Ich glaube kaum, dass sie alle im Moment darauf aus sind Bücher zu kaufen. Und ich möchte nicht irgendwelche Leute gesundheitlich in Schwierigkeiten bringen." Online-Verkauf betreibt Bär nicht. "Die Menschen sollen kommen und die Bücher in die Hand nehmen. Und das Überraschende ist ja, wenn hier jemand nach einem Buch sucht, dann findet er es, aber er findet auch noch andere Bücher, an die er vorher gar nicht gedacht hatte."

Ebenso sieht es die Händlerin Ingrid Gebhardt. "Wir wissen nicht, wann wir wieder aufmachen. Ich will auch nicht dazu beitragen andere zu gefährden", sagte Gebhardt. "Ich habe keinen Onlinehandel, weil es zu aufwendig ist, die ganzen Bücher ins Internet zu stellen."

Heidemarie Dehne hat geöffnet, aber ihr Geschäft konzentriert sich auf das Internet. Sie startete 1997 hier in der ehemaligen Chemieregion das erste Buchdorf Deutschlands. Die Idee stammte aus Hay-on-Wye (Wales/Großbritannien).

"Wir verkaufen jetzt mehr online als vorher", sagte Dehne. "Wenn der Tourismus wieder zaghaft in die Gänge kommt, dann blüht auch das Buchdorf wieder auf", sagte die gebürtige Rheinländerin.

Die fünf Läden im Buchdorf haben insgesamt eine halbe Million Bücher aller Sparten. Neben Kinderbüchern aus der DDR verkaufen sich den Angaben zufolge Romane aller Gattungen besonders gut.

Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf