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BUND untersucht Ausbreitung des Luchses: neues Projekt

Wieso breitet sich der Luchs nur sehr langsam in Deutschland aus? Auf diese Frage will jetzt der BUND in Thüringen mit einem Modell-Projekt eine Antwort finden.

27.05.2020, 12:40

Hütscheroda (dpa) - Einst waren Wildkatzen großflächig in ganz Deutschland verbreitet, heute sind die scheuen Tiere mit den Pinselohren jedoch nur noch in wenigen Gebieten heimisch. Um die Wiederansiedlung von Europas größter Raubkatze zu unterstützen, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Thüringen ein neues Modell-Projekt aufgelegt. Gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Freiburg will der Verband die Ursachen für die zögerliche Ausbreitung der Luchse erforschen, wie der BUND am Mittwoch im Wildkatzendorf Hütscheroda (Wartburgkreis) ankündigte.

"Der Luchs hat es in Deutschland immer noch schwer", erklärte Matthias Meißner vom BUND-Bundesverband. Die derzeit nur rund 137 Tiere lebten in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten im Harz, dem Bayerischem Wald und dem Pfälzerwald. Die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen stehe der Ausbreitung der Tiere entgegen. Im Bayerischen Wald kämen zudem noch illegale Tötungen hinzu. Thüringen spiele aufgrund seiner zentralen Lage für die Vernetzung der bestehenden Luchsvorkommen in Deutschland eine herausragende Rolle.

Mit Hilfe von Computer-Simulationen und Fotofallen in Thüringen wollen die Projektpartner jetzt Vorhersagen für die künftige Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland treffen. So solle ein Ausbreitungsmodell für den Luchs entwickelt werden, das den Weg einzelner Tiere am Computer simuliere, sagte der Projektleiter beim BUND und der Universität Göttingen, Markus Port.

Dadurch könnten mögliche Barrieren für die weitere Verbreitung der Tiere ausfindig gemacht und Lösungsansätze am Computer durchgespielt werden, erläuterte Port. Bei der Betreuung der Wildkameras in Thüringen werde auch künftig eng mit Waldbesitzern und Jägern zusammengearbeitet. Das Thüringer Umweltministerium fördert das bis Mai 2021 laufende Modell-Projekt laut BUND mit knapp 45 000 Euro.

Bis zum "Luchsland Thüringen" sei es aber noch ein langer Weg, betonte der Thüringer BUND-Landesgeschäftsführer, Burkhard Vogel. Im Nordwesten des Freistaates konnten bislang mindestens vier standorttreue Luchse nachgewiesen werden. Information und Akzeptanz seien wichtige Bausteine, um dem Luchs die Wiederausbreitung in Thüringen und Sachsen-Anhalt zu erleichtern.

Deshalb komme auch dem Wildkatzendorf Hütscheroda (Wartburgkreis) eine große Bedeutung zu. Seit August 2019 können dort Besucher zwei Luchse in einem naturnahen Lebensraum beobachten.

BUND Thüringen