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Corona: Klinikbetrieb geht weiter, Veranstaltungen abgesagt

Das neuartige Coronavirus breitet sich in Deutschland aus - auch in Sachsen-Anhalt werden die Auswirkungen spürbar. Zwar gab es hierzulande bis Montagnachmittag keinen nachgewiesenen Fall, ein in Zerbst tätiger Arzt aus Sachsen hat sich jedoch infiziert.

09.03.2020, 17:27
Peter Gercke
Peter Gercke dpa-Zentralbild

Magdeburg/Zerbst (dpa/sa) - Angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Deutschland werden auch in Sachsen-Anhalt die Auswirkungen deutlicher. Zwar geht der Klinikbetrieb des Krankenhauses Zerbst weiter, nachdem sich ein dort tätiger Arzt aus Sachsen nachweislich mit dem Virus infiziert hat, doch große Veranstaltungen stehen nun auf der Kippe. Das Landessozialministerium hat sich einer Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angeschlossen, wonach große Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmenden abgesagt werden sollen.

Außerdem kamen mehrere Schulklassen nach Klassenfahrten laut Bildungsministerium in Quarantäne. Darüber hinaus hoffen mehrere Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt nach einer Vietnamreise, bei der sie in einem Hotel mit nachweislich Infizierten untergebracht waren, nicht mit dem Virus infiziert worden zu sein. "Alle Mitreisenden sind symptomfrei", sagte Landtagssprecherin Ursula Lüdkemeier am Montag. Die Reise fand laut Landtag vom 3. bis zum 5. März statt. Offiziellen Angaben zufolge wurde das Parlament am Montagmorgen über den Verdacht informiert. Die Betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter blieben vorsorglich zu Hause.

"Die Landeshauptstadt Magdeburg und das zuständige Gesundheits- und Veterinäramt untersagen ab sofort Konzerte, Sport- und andere Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besucher*innen", teilte die Stadt Magdeburg am Montag mit. Unter anderem wurde die diesjährige Berufsfindungsmesse in Magdeburg vorsichtshalber abgesagt, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg mitteilte. Die Messe soll jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Auch die Handwerkskammer Halle sagte ihre für Samstag geplante Meisterfeier ab. Rund 600 Menschen - darunter auch ältere Menschen und Gäste aus den besonders stark vom Coronavirus betroffenen Bayern und Baden-Württemberg - waren zu der Feierlichkeit angemeldet, wie eine Kammersprecherin sagte. Der Termin soll ebenfalls nachgeholt werden.

Als Konsequenz aus dem Fall in Zerbst werde das Personal des Krankenhauses Zerbst nun durchgehend Mund-Nasen-Schutz tragen, sagte der stellvertretende Landrat und Gesundheitsdezernent des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, Bernhard Böddeker, in Köthen.

Direkte Kontaktpersonen würden täglich getestet. Patienten, die direkten Kontakt zu dem Arzt hatten, würden im Krankenhaus isoliert oder unter häusliche Quarantäne gestellt, wenn das möglich sei. Den anderen Patienten werde geraten, ihre Kontakte zu reduzieren. Neue Patienten werden derzeit nicht aufgenommen, die Notaufnahme ist geschlossen und es gilt eine Besuchssperre. Die Anordnung gelte zunächst bis Dienstag, dann werde neu entschieden, sagte Böddeker.

Das Krankenhaus in Zerbst hat den Angaben des Landkreises zufolge derzeit 75 Patienten und verfügt über 175 Betten. Dort arbeiten rund 200 Menschen. Es solle möglichst wenig Personal ausgetauscht werden, sagte Böddeker. Der Gesundheitsdezernent zeigte sich optimistisch, dass die Ansteckungsgefahr angesichts der ohnehin geltenden Hygienemaßnahmen in der Klinik gering ist.

Der Arzt war positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet worden. Er war vor einer Woche aus dem als Risikogebiet eingestuften Südtirol zurückgekehrt und hatte laut Landkreis fünf Tage weiter im Krankenhaus gearbeitet, bis er sich testen ließ. Er taucht bislang nicht als sachsen-anhaltischer Fall in der Statistik des Robert Koch-Instituts auf. Damit war Sachsen-Anhalt am Montagnachmittag weiter das einzige Bundesland ohne bestätigten Fall.

Mit Blick auf mögliche Schäden durch das Virus für die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt stehen 400 Millionen Euro an Hilfsmitteln bereit. "Auch in Sachsen-Anhalt müssen sich die Unternehmen unter anderem auf Lieferengpässe, Handels- und Produktionseinschränkungen sowie Nachfragerückgänge einstellen", teilte das Wirtschaftsministerium am Montag mit. Wenn Unternehmen deswegen Probleme bekämen, stünden entsprechende Unterstützungsprogramme bereit.

Übersicht der Stadt Halle zu Corona