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Dreijähriger gestorben: Kreisbehörde räumt Panne ein

Erneut stehen Jugendämter nach dem Tod eines kleinen Kindes in der Kritik. Eine Nachbarin hatte die Kreisverwaltung Dillingen gewarnt, doch intern wurde die Info nicht weitergegeben. Die Behörde kritisiert nun die Stadt Halle in Sachsen-Anhalt.

04.12.2019, 13:37

Dillingen (dpa/lby) - Nach dem Tod eines dreijährigen Buben in Schwaben hat das Landratsamt Dillingen eine interne Panne eingeräumt. Bei der Kreisbehörde war drei Monate vor dem Tod des Kindes ein Hinweis einer Nachbarin über eine mögliche Gefährdung des Jungen eingegangen, der aber behördenintern nicht an das Jugendamt weitergeleitet worden war. Zunächst hatte der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.

Der Dreijährige war im Oktober aus bislang unbekannten Gründen gestorben. Die Augsburger Staatsanwaltschaft prüft, ob ein Tötungsdelikt vorliegt. Es werde ermittelt, ob jemand für den Tod des Kindes strafrechtlich verantwortlich ist, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde am Mittwoch. Details würden derzeit dazu nicht bekanntgegeben.

Anfang Juli hatte sich eine Zeugin an das Landratsamt gewandt, weil die Hunde der Familie keinen Auslauf bekämen. Bei dem Telefonat mit dem Veterinäramt äußerte die Frau auch, dass die Kinder "ebenfalls eingesperrt seien", berichtete Landratsamtsprecher Peter Hurler. Der Nachbarin sei gesagt worden, sie solle deswegen beim Jugendamt anrufen. Diesen zweiten Anruf soll es aber nicht gegeben haben. Hurler räumte aber ein, dass das Veterinäramt auch intern die Information hätte weiterleiten sollen. "Die Fachbereiche im Landratsamt werden deshalb für die Zukunft dafür sensibilisiert und entsprechend angewiesen."

Das Landratsamt in Dillingen an der Donau erhebt allerdings auch schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt in Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt, wo die Familie zuvor gelebt hatte. Das Jugendamt Halle hätte die Kollegen von dem Umzug nach Bayern informieren müssen, da bezüglich des Dreijährigen in Halle bereits eine Kindeswohlgefährdung festgestellt worden sei.

Bei der Stadtverwaltung in Halle hieß es, diese Vorwürfe seien nicht bekannt. Die Fallakte werde nun nach Dillingen weitergeleitet. "Die Hilfen, die die Familie vom Jugendamt Halle erhielt, endeten bereits im Jahr 2017", sagte Halles Sozial-Beigeordnete Katharina Brederlow.

Die Mutter des Dreijährigen hat noch zwei weitere Kinder. Eines wurde in Dillingen wegen der "desolaten Wohnverhältnisse" in Obhut genommen und in einer Betreuungseinrichtung untergebracht. Das dritte Kind lebt bei der Großmutter in Sachsen-Anhalt.

Die SPD will den Fall zum Thema im bayerischen Landtag machen. Mit zwei Landtagsanfragen solle ein mögliches Behördenversagen geprüft werden, berichtete die SPD-Fraktion.

SPD-Mitteilung