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Entlastungsplan für Notaufnahmen: Sachsen-Anhalt stimmt zu

Krankenhäuser klagen häufig über volle Notaufnahmen, weil Patienten auch bei weniger schweren Fällen dorthin gehen. Die Bundesregierung plant deshalb eine Reform der Notfallversorgung. Wie kommt das in Sachsen-Anhalt an?

22.07.2019, 16:50
Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand. Foto: Patrick Seeger/Archivbild
Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand. Foto: Patrick Seeger/Archivbild dpa

Magdeburg/Berlin (dpa/sa) - Erste Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Reform der Notfallversorgung sind in Sachsen-Anhalt auf Zustimmung gestoßen. Gesundheitsministerium und Ärztekammer erklärten am Montag auf Anfrage, es sei sinnvoll, die Notaufnahmen in Krankenhäusern zu entlasten. Zu viele Patienten gingen direkt in die Notaufnahme, obwohl das gar nicht nötig sei. Bei der Umsetzung der Pläne könnte es aus Sicht des Ministeriums aber noch Schwierigkeiten geben - vor allem mit Blick auf eine von Spahn ins Spiel gebrachte Grundgesetzänderung.

Der CDU-Politiker will die Rettungsstellen der Kliniken entlasten. Künftig soll deshalb stärker vorher entschieden werden, ob Patienten tatsächlich in die Notaufnahme kommen oder ob etwa ein zeitnaher Arzttermin reicht. Im Kern sieht der Vorschlag vor, dass fachkundiges Personal eine erste Einschätzung zum Bedarf eines Patienten gibt, bevor dieser zu einer ärztlichen Behandlung gelangt.

Als zentrale Lotsen sollen Gemeinsame Notfallleitstellen fungieren, die unter der Nummer 112 des Rettungsdiensts und der Nummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zu erreichen sein sollen. Bei dem Anruf soll dann vorgeklärt werden, ob der Patient ins Krankenhaus kommt, ob der Bereitschaftsdienst zuständig sein soll oder auch eine normale Sprechstunde reicht.

Wer direkt ein Krankenhaus aufsucht, soll im dort angesiedelten Integrierten Notfallzentrum Hilfe bekommen. Diese Zentren sollen eine Notfallversorgung vornehmen und den Weg in eine stationäre Aufnahme oder ambulante Versorgung ebnen.

Aus Sicht von Sachsen-Anhalts Ärztekammer machen die Pläne Sinn. Zur Entlastung der Notaufnahmen und einer zielgerichteten Behandlung der Patienten sei mehr Kooperation zwischen den Behandlungsebenen wichtig, teilte die Kammer mit. Eine zentrale Steuerung, wo einem Patienten am besten geholfen werden kann, sei zu begrüßen, sagte ein Sprecher. Auch der CDU-Gesundheitspolitiker im Landtag, Tobias Krull, forderte eine Entlastung der Notaufnahmen. "Notaufnahmen sind zur Behandlung von akuten Notfällen vorgesehen", erklärte er. Die geplante Zusammenlegung von Notruf und ärztlichem Bereitschaftsdienst sei deshalb der richtige Weg.

Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium hält es für sinnvoll, den Zugang zu den Notfall-Stationen der Krankenhäuser zu strukturieren und koordinieren. Skeptisch zeigte sich das Ressort von Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hinsichtlich einer schnellen Einigung auf eine Grundgesetzänderung. Spahn hält das für nötig, weil bislang die Länder für die Organisation des Rettungsdienstes verantwortlich sind, künftig der Bund hier aber Rahmenbedingungen festlegen können soll. Die Diskussion über Detailfragen der Pläne beginne jetzt erst, sagte eine Ministeriumssprecherin in Magdeburg.

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt hält das Modell ebenfalls für sinnvoll. Unnötige Aufenthalte in den Notaufnahmen könnten so vermieden werden, erklärte ein Sprecher. In der Bereitschaftsdienstzentrale der 116117 werde in Sachsen-Anhalt seit einigen Monaten ein ähnliches Modell zur Ersteinschätzung bereits angewendet. Erste Ergebnisse seien sehr vielversprechend, hieß es.