1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Facetime und selbstgeschossenes Wild: So feiern die Minister

Facetime und selbstgeschossenes Wild: So feiern die Minister

Das große Osterfest im Kreis der Familie muss in diesem Jahr ausfallen - auch bei denen, die Sachsen-Anhalt durch die Corona-Krise führen. Genießen will das Kabinett die Ostertage trotzdem: Mit Literatur, gutem Essen und Videochats.

Von Fabian Albrecht, dpa 10.04.2020, 08:17
Ronny Hartmann
Ronny Hartmann dpa

Magdeburg (dpa/sa) - Vor Gott und dem Gesetz sind alle Menschen gleich - auch die Landesregierung muss ihre Oster-Pläne in diesem Jahr nach dem Kontaktverbot und den Ausgangsbeschränkungen ausrichten. Ministerpräsident Reiner Haseloff etwa feiert erstmals ausschließlich mit seiner Ehefrau - ohne die Kinder und Enkel. "Das schmerzt, auch wenn wir wissen, dass es richtig ist", räumt der Christdemokrat ein. Die Enkel sollen trotzdem eine Kleinigkeit von Oma und Opa bekommen. "Diesmal liefert der Osterhase die Geschenke aber mit dem Paketdienst."

Der Regierungschef gilt als frommer Katholik - erstmals in seinem Leben wohne er keiner Ostermesse bei, sagt Haseloff. Die Gottesdienste zum höchsten christlichen Fest will er sich im Internet anschauen. "Ich habe schon die Palmsonntags-Liturgie verfolgt und werde auch zu Ostern dem Gottesdienst online beiwohnen", so Haseloff. Auch den ausgefallenen Familienbesuch will er mit Hilfe des Internets kompensieren, per Videochat auf Whatsapp oder Facetime: "Sich nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, ist in diesen Tagen ein kleines Geschenk und erzeugt ein anderes Gefühl der Nähe als das Telefon."

Auch Umweltministerin Claudia Dalbert schmerzt der Verzicht auf das diesjährige Familientreffen. "Ich bin vor allem sehr traurig darüber, dass ich meine 97-jährige Mutter nicht besuchen kann", sagt die Grünen-Politikerin. "Es muss dieses Ostern leider ausreichen, dass wir telefonieren." Sie will das Beste daraus machen und freut sich neben einem Spaziergang an der Saale auf einen spannenden Krimi. "Dazu werde ich mir etwas Leckeres mit regionalen Zutaten kochen."

Sachsen-Anhats oberste Krisenmanagerin will derweil versuchen, über die Feiertage etwas Kraft zu tanken. "Ich hoffe, dass die Tage auch die Möglichkeit bringen, ein wenig zu entspannen", sagt Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne. "Aber die Arbeit im Corona-Pandemiestab geht natürlich unvermindert auch über Ostern weiter", sagt die Sozialdemokratin. Sie verbringt das Fest mit ihrer Familie, die ihr dieser Tage den Rücken freihalte. Auch Grimm-Benne will online den Ostergottesdienst ihrer Gemeinde verfolgen. "Und Zeit zu kochen, werde ich sicherlich auch finden."

Weiter geht die Arbeit über Ostern auch für Bildungsminister Marco Tullner (CDU). "Wir arbeiten in diesen Tagen natürlich weiter an den Plänen für die Zeit, wenn die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelockert werden". Ansonsten freut sich der Minister auf den heimischen Garten und "das ein oder andere gute Buch", wie er sagt. "Passend zur Situation liegt gerade Albert Camus' "Die Pest" auf dem Tisch." Außerdem will sich Tullner "gutes Essen und ein Glas Wein zur Ablenkung" gönnen.

Um Bildung geht es an Ostern auch im Hause Willingmann. Für Schoko-Eier seien seine Kinder schon zu groß, sagt Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD). "Zu Ostern gibt es Literatur", so der frühere Hochschulrektor trocken. Traditionell feiert der Minister Ostern mit Kindern und Eltern an der Ostsee - das fällt dieses Jahr wegen Corona aus. Dafür will sich die Familie virtuell treffen. "Die Großeltern sind ausgesprochen Technik-affin und insbesondere mit ihren Enkeln in täglichem Austausch."

Auch der Finanzminister feiert zu Hause und setzt dabei auf die belebende Wirkung des Wettbewerbs: Er habe sich mit seiner Frau zu einer Art Koch-Challenge verabredet, teilt Michael Richter (CDU) mit. An einem Tag kocht er für seine Frau, am nächsten dann umgekehrt. "Wann genau wer kocht bleibt geheim; Gäste sind ohnehin nicht erlaubt", lässt Sprecher Wolfgang Borchert wissen. Was der Minister seiner Gattin zaubert, wollte er noch am Osterwochenende entscheiden.

Justizministerin Anne-Marie Keding hat ihr traditionelles Osteressen hingegen schon am Gründonnerstag genossen - eine Gründonnerstagssuppe mit sieben frischen Kräutern und verlorenen Eiern. Die CDU-Politikerin feiert im engsten Familienkreis und will den Ostergottesdienst am Radio verfolgen. Der Osterhase soll außerdem Gutscheine der örtlichen Buchhandlung bringen. Auch bei Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) soll niemand auf Geschenke verzichten - auch wenn es zu Ostern nur Kleinigkeiten gibt. "Das größte Geschenk wird für uns alle sein, wenn wir die schwierige Zeit gemeistert haben", sagt Webel.

Auch der Innenminister muss seine Osterpläne dem neuartigen Virus anpassen. Eigentlich ziehe es ihn und seine Familie regelmäßig in den Westharz, wo er sich mit Freunden treffe, erzählt Holger Stahlknecht. Dieses Jahr begehe er die Ostertage aber "ganz im kleinen Kreis" mit seiner Frau und seinen 17 und 20 Jahre alten Söhnen im Heimatort Wellen in der Börde. Bei langen Spaziergängen leisten Stahlknechts Hunde und ein fünf Monate alter Labrador-Welpe Gesellschaft. "Wir konzentrieren uns auf uns, machen Musik, lesen ein gutes Buch." Am Osteressen wird es nicht fehlen. "In der Tiefkühltruhe liegt noch ein gutes Stück Wild - selbstgeschossen, das kommt an Ostern auf den Tisch", sagt der 55-Jährige, der selbst Hobby-Jäger ist.