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Freilichtmuseum Tilleda: Weg zur authentischen Königspfalz

Das Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda plant neue Touristenattraktionen. Eine besondere Rolle spielt dabei der einstige Thronsaal der mittelalterlichen Herrscher.

Von Thomas Schöne, dpa 03.05.2019, 06:02

Tilleda (dpa/sa) - Das Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda im Landkreis Mansfeld-Südharz plant, die Königshalle der mittelalterlichen Herrscher am historischen Platz wieder aufzubauen. In Europa gebe es bislang keine komplette Rekonstruktion einer Königshalle, die sich an der ursprünglichen Bauweise orientiert, sagte Archäologe und Museumsleiter Michael Dapper der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit sind die Ausmaße als Umrisse mit hölzernen Pfosten markiert.

Als Pfalz wird eine burgähnliche Anlage bezeichnet. In Tilleda befand sich eine solche Pfalz. Im Mittelalter hatten die Kaiser keinen festen Wohnsitz, sondern fuhren durch das Reich und regierten von der jeweiligen Pfalz, davon existierten etwa 350. Tilleda gilt als Beispiel für eine solche Herrscherresidenz.

In den 1870er Jahren hatten Heimatforscher die wenigen über Tage erhaltenen Wall- und Mauerreste als Relikte der Pfalz identifiziert. In den 1930er Jahren gab es die ersten Ausgrabungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der Archäologe Paul Grimm (1907-1993) mit seinem Team zwischen 1958 bis 1979 die Arbeit beenden. Zu DDR-Zeiten entstand auch das Freilichtmuseum.

Museumsleiter Dapper erwartet von der Rekonstruktion der Königshalle in den nächsten zwei Jahren einen touristischen Schub. Jährlich kommen derzeit rund 17 000 Besucher nach Tilleda, Tendenz steigend.

Landesarchäologe Harald Meller sagte: "Tilleda ist als Museum ein touristischer Ort, da ist eine Weiterentwicklung auf wissenschaftlicher Grundlage zu begrüßen." Bei Tilleda gehe es darum, Geschichte sichtbar zu machen. Dapper betonte: "Hier kann authentisch die mittelalterliche Hofhaltung nachgestellt werden." Darüber hinaus biete das Gebäude Platz für eine museumspädagogische Nutzung, für Theater, Lesungen und Musik.

Die damalige Anlage umfasste auch Werkstätten sowie Wohn- und Vorratsgebäude. "Momentan entsteht eine Seilerei nach historischem Vorbild", sagte Dapper über die Pläne. Aktuell fertiggestellt seien zwei slawische Blockhäuser mit Feuerstellen. Die Nachbauten orientieren sich auch an Funden auf der Pfalz und dem slawischen Siedlungsgebiet in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. "Im Laufe der Jahrhunderte lebten hier Slawen und Franken friedlich miteinander", sagte Dapper.

Das heutige Freilichtmuseum auf dem Pfalzgelände umfasst auch rekonstruierte Befestigungs-, Repräsentations- und Wirtschaftsbauten sowie Fachwerkgebäude, die den historischen Bauformen nachempfunden sind und in denen Funde gezeigt werden.

Kaiser Otto der II. (955-983) schenkte 972 das sechs Hektar große Areal seiner Frau, der byzantinischen Prinzessin Theophanu. In Tilleda machten unter anderem die Kaiser Otto III., Konrad II. und Heinrich III. Station. Geschichte schrieb Tilleda im Jahre 1194. Damals versöhnte sich nach jahrelangem Streit König Heinrich VI. mit Herzog Heinrich dem Löwen. Im 13. Jahrhundert verfiel Tilleda.

Königspfalz Tilleda