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Hochwasser: Zwischen leichter Entspannung und Bedrohung

Das Hochwasser zieht sich langsam aus vielen Harz-Orten zurück. Doch mancherorts bleibt die Lage bedrohlich. Eine Frau wird weiter vermisst.

27.07.2017, 12:30

Wernigerode (dpa/sa) - Das Schlimmste liegt wohl hinter den Einsatzkräften - nach 48 Stunden prasselnden Dauerregens hat sich die Hochwasser-Lage im Harz etwas beruhigt. "In den früheren Akut-Gebieten wie Wernigerode oder Ilsenburg ist es jetzt relativ normal", sagte am Donnerstag der Leiter der Einsatzstelle beim Landkreis Harz, Kai-Uwe Lohse. "Zu schaffen macht uns das gestiegene Grundwasser."

Während vielerorts eine Bestandsaufnahme der Schäden gemacht und aufgeräumt wird, hat sich hingegen die Lage etwa in Harsleben über Nacht zugespitzt. "Der Ort läuft voll", sagte Lohse. In diesem Dorf nordöstlich von Halberstadt ist der eigentlich unscheinbare Goldbach über die Ufer getreten. "Hier läuft das Wasser zusammen, dass die letzten Tage bei uns von den Bergen runtergekommen ist", sagte Lohse.

Derweil werden in der Verbandsgemeinde Sandsäcke geschleppt und Menschen in Sicherheit gebracht. "Wir unterstützen mit unseren Schlauchbooten den Transport von Sandsäcken", sagte der Zugführer eines DLRG-Wasserrettungszuges, Michael Bresch. In tiefer gelegenen Stellen würden Häuser evakuiert und die Bewohner, wenn nötig auch mit ihren Haustieren, in Sicherheit gebracht.

Unterdessen läuft oberhalb von Wernigerode unentwegt Wasser aus der Zillierbachtalsperre. Nach Einschätzung des Talsperrenbetriebes wird sie noch tagelang überlaufen - allerdings nicht in gefährlichem Ausmaß. Derzeit strömten rund 1,3 Kubikmeter je Sekunde in den Zillierbach, negative Auswirkungen auf Wernigerode gebe es aufgrund der vergleichsweise geringen Mengen nicht, sagte der Geschäftsbereichsleiter im Talsperrenbetrieb, Joachim Schimrosczyk, in Blankenburg.

Von einer seit Dienstag an dem Hochwasser-Fluss Holtemme vermissten Seniorin fehlt weiter jede Spur. Nach der 69-Jährigen aus Wernigerode werde weiter gesucht, hieß es am Donnerstag im Polizeirevier Harz. Bisher sei die Suche mit Hunden und per Hubschrauber ergebnislos verlaufen. Die Frau wohnt direkt neben der Holtemme. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Frau in den Fluss gefallen ist. Die Kriminalpolizei ermittle derzeit im Umfeld der Seniorin.

Nach den Überflutungen stehen die ersten Aufräumarbeiten bevor. "Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen", sagte Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Die Pegelstände fielen zwar langsam, doch viele Feuerwehrleute kehrten erschöpft in die Wachen zurück. "Was an dieser Stelle auch mal erwähnt werden sollte, sind die vielen, vielen zivilen Helfer, die überall mit anpacken. Das ist toll!", betonte der Sprecher der Einsatzstelle in der Nacht zu Donnerstag.

Enorme Regenmengen hatten kleine Bäche in der Harzregion in den vergangenen Tagen zu reißenden Fluten werden lassen, Straßen und Häuser standen unter Wasser. Einsatzkräfte sicherten in der Nacht zum Donnerstag den Flusslauf der Holtemme, damit Mahndorf bei Halberstadt nicht überflutet wird. Nach Angaben der Feuerwehr im Kreis Harz stehen nach wie vor viele Keller unter Wasser. Sie sollen am Donnerstag leer gepumpt werden.

Nach Angaben des Landkreises Harz waren rund 80 Prozent der Feuerwehren und Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Halberstadt und Quedlinburg seit Dienstag rund um die Uhr an den Hochwasser-Schwerpunkten. Vor allem an den Harzflüssen Ilse und Holtemme lief der Kampf gegen die Wassermassen. Als kritisch galt zeitweise die Situation in Wernigerode, Silstedt und Derenburg. Viele Straßen und Ortsdurchfahren im Kreis waren gesperrt. In Ilsenburg hatte sich die Lage schon am Mittwoch entspannt.