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"Ich hätte gern 'ne Pizza": Falsche Notrufe bei Polizei

Notrufe, die keine sind, machen einen guten Teil der Arbeit von den Beamten an der "110" aus. Dennoch - einfach auflegen geht nicht.

08.07.2017, 09:12

Halle/Dessau/Magdeburg (dpa/sa) - Immer wieder erleben die Beamten in den Lagezentren der Polizei Notrufe, die sich als falsch oder absichtlicher Scherz entpuppen. Dennoch, einfach auflegen geht nicht, denn erst muss geklärt werden, was wirklich ist, so die Polizei in Sachsen-Anhalt bei einer dpa-Umfrage. "Es gibt Personen, die dauerhaft den Notruf nutzen, obwohl sie keinen Notfall haben, einfach um im Gespräch zu sein, sagte der Sprecher der Polizeidirektion Ost, Ralf Moritz.

Andere Anrufer hätten psychische Probleme, hier werde der Kontakt zu möglichen Betreuern gesucht. 51 272 Notrufe wurden in der Polizeidirektion Ost 2016 registriert, etwas weniger als 2015 (61 745).

Wie viele davon absichtliche Scherz- oder Spaßanrufe waren, werde nicht statistisch erfasst. Immerhin wurden 2016 rund 200 Strafanzeigen erstattet. Für 2017 sind es seit Jahresanfang bereits 90 Anzeigen. Diese Anrufer hätten absichtlich unberechtigt den Notruf gewählt und damit die Leitung blockiert.

Der Missbrauch von Notrufen ist laut Gesetz strafbar. Moritz betonte aber, Betroffene sollten keine Scheu haben, im Zweifel doch die "110" zu wählen. Damit könne die Polizei schnell helfen oder Hilfe koordinieren. "Am Notruf sitzen geschulte Beamte, die wissen, was zu tun ist", betonte Moritz.

Bei der Polizeidirektion Süd gehen Tag für Tag etwa 350 Not-Anrufe ein. Im gesamten vorigen Jahr waren es 122 855 Notrufe und 2015 knapp 126 880. Scherzanrufe oder "No-Notrufe" machen etwa die Hälfte davon aus - so die Schätzgröße. Zum täglichen Geschäft der Beamten im Süden Sachsen-Anhalts gehörten Fragen nach Telefonnummern von Geschäften oder Privatleuten. Typisch seien auch Pizzabestellungen, Fragen nach dem Weg oder der Uhrzeit. Oder es würden gefundene Tiere und Fundsachen gemeldet, hieß es in der Pressestelle. 116 Ermittlungsverfahren wurden 2016 gegen notorische Falschanrufer eingeleitet, 2015 waren es 172.

Die meisten Notrufe registrierte 2016 mit 163 027 die Polizeidirektion Nord mit Sitz in der Landeshauptstadt Magdeburg. 21 Prozent davon waren sogenannte "verlorene Anrufe", das heißt, die Anrufer legten nach weniger als zehn Sekunden wieder auf. In 162 Fällen stellten die Beamten eindeutigen Notrufmissbrauch fest. In 124 Fällen konnten die Übeltäter ermittelt werden.

Denn bei einem Notruf wird die Telefonnummer des Handys oder des Festnetzanschlusses laut Polizei immer mitgesendet. Kommt ein Fake-Anruf jedoch etwa aus einer der selten gewordenen Telefonzellen, ist es schwieriger, den Anrufer zu finden.

Eindeutige Ursachen für schwankende Anrufzahlen kann die Polizei nicht ausmachen. Dass Leute etwa inzwischen wegen Angst vor Terror schneller zum Telefon greifen, lasse sich bisher nicht feststellen, hieß es in den drei Polizeidirektionen.