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IWH: Weniger Insolvenzen, aber mehr betroffene Beschäftigte

03.07.2020, 12:09

Halle (dpa/sa) - In Deutschland haben zuletzt zwar weniger Firmen Insolvenz angemeldet, dafür sind deutlich mehr Beschäftigte von den Zahlungsschwierigkeiten der Betriebe betroffen. Das geht aus dem neuen Insolvenztrend des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) hervor, das am Freitag veröffentlicht wurde. Demnach meldeten im Juni 921 Unternehmen Insolvenz an. Das seien 10 Prozent weniger als im Mai, aber 13 Prozent mehr als im Juni 2019. Sowohl im Mai als auch im Juni 2020 traten demnach vor allem große Firmen den Gang zum Gericht an. Im zweiten Quartal seien 81 Prozent mehr Beschäftigte von einer Firmenpleite betroffen gewesen als in den ersten drei Monaten 2020.

Zum Vergleich: Allein die oberen 10 Prozent der mitarbeiterstärksten Betriebe, die im Juni Insolvenz meldeten, beschäftigten 13 400 Menschen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres lag dieser Anteil bei jeweils etwa 6700 Menschen.

"Wir sehen mehr große Unternehmen scheitern und beobachten sehr viel weniger Insolvenzen bei Kleinstunternehmen", fasste IWH-Insolvenzforscher Steffen Müller die Entwicklung zusammen. Müller geht davon aus, dass vor allem kleine Unternehmen das Prinzip Hoffnung walten lassen und erst dann Zahlungsunfähigkeit melden, wenn es unausweichlich ist. Bis 30. September wurden die eigentlich strengen Regeln zur Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Die IWH-Ökonomen rechnen bei den kleinen Unternehmen spätestens dann mit einem Anstieg der Pleiten, wenn diese strenge Pflicht wieder greift.

Derzeit bilde die Anzahl der Insolvenzen allein die ökonomischen Folgen der Corona-Krise nicht ausreichend gut ab, so Müller weiter. Das IWH errechnet seit Mai monatlich aus den aktuellen Bekanntmachungen der Gerichte das Insolvenzgeschehen.

Aktuelle Zahlen des IWH-Insolvenztrends