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Kampfmittelbeseitiger finden noch immer tonnenweise Munition

Bagger treffen bei Bauarbeiten auf Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, Pilzsucher entdecken Munition im Wald. Gefährliche Hinterlassenschaften aus dem Krieg finden sich vielerorts. Ein Ende ihrer Beseitigung ist nicht in Sicht.

Von Dörthe Hein, dpa 30.01.2016, 09:03

Magdeburg (dpa/sa) - Auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges finden Sachsen-Anhalts Kampfmittelbeseitiger tonnenweise Munition. Im vergangenen Jahr seien es insgesamt 141 Tonnen gewesen, sagte Einsatzleiter Torsten Kresse der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. 2015 war ein relativ ruhiges Jahr. Insgesamt seien 17 Bomben aufgespürt worden, nach 21 im Jahr 2014 und 51 im Jahr davor.

Ganz große Evakuierungen waren demzufolge nicht nötig. Die Experten wurden zu 312 Einzelfundstellen gerufen, an denen Spaziergänger, Pilzsammler oder Bauern Auffälliges gesichtet hatten - insgesamt machte das laut Kresse fünf Tonnen Munition aus. Zudem wurden 570 künftige Bauflächen genau untersucht.

Wer auf einem Grundstück bauen möchte, muss erst sichergehen, dass es nicht mehr mit Kampfmitteln belastet ist. Insgesamt habe es 1131 allgemeine Anfragen gegeben, 2014 waren es ähnlich viele gewesen, berichtete Kresse. Bei vielen konnte eine Belastung gleich ausgeschlossen werden, beim Rest waren Untersuchungen anzustellen. Und tatsächlich: An 232 Fundstellen kamen 409 Tonnen zusammen.

Durch das extreme Niedrigwasser der Elbe traten im Sommer 2015 viele Kriegsaltlasten zutage. Besonders in Richtung Stendal und Havelberg wurden zahlreiche Funde gemeldet. Die Kollegen seien ständig unterwegs gewesen, berichtete Kresse. Einer der spektakulärsten Einsätze war die Sprengung einer 125-Kilo-Fliegerbombe in Halle. Im Februar mussten dafür rund 1000 Menschen ihre Häuser verlassen. Das amerikanische Modell war bei Bauarbeiten auf einem Bahngelände aufgetaucht.

Die Kampfmittelbeseitiger haben noch ganze Lager voll mit Munition, die in den vergangenen Jahrzehnten gefunden worden war, unter anderem in der militärisch genutzten Colbitz-Letzlinger Heide. Laut Kresse sind noch rund 2280 Tonnen Munition eingelagert; 6000 Tonnen seien es ursprünglich einmal gewesen. Es wird bestimmt noch fünf, sechs Jahre dauern, bis alles vernichtet ist. Es kommt ja auch immer noch Neues hinzu. Im vergangenen Jahr sei deutlich mehr Munition (480 Tonnen) entsorgt worden als neu gefunden (141 Tonnen) wurde.

Die größte militärisch genutzte Baustelle für die Kampfmittelbeseitiger ist derzeit Altengrabow. Dort sollen 2016 wieder größere Flächen beräumt werden. Das wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen, sagte Kresse. Die eigentliche Arbeit übernähmen private Firmen, der Kampfmittelbeseitigungsdienst begleite das aber. Der Expertentrupp gehört zum Technischen Polizeiamt Sachsen-Anhalt und hat 30 Arbeiter und Fachkundige, die draußen unterwegs sind. Dazu kommen fünf Verwaltungskräfte.

Infos Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt

Faltblatt zum richtigen Verhalten mit Fundmunition