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Kulturpolitikerin: Industrielles Erbe erhalten

Mit dem Wandel der Gesellschaft gehen Produktionsweisen und Standorte verloren. Aus Sicht der Kulturausschussvorsitzenden Budde ist dadurch Industriekultur bedroht. Dies sollte auch regional erhalten bleiben

30.12.2019, 06:11

Berlin (dpa) - Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Katrin Budde, will mehr Aufmerksamkeit für die Erhaltung von Industriekultur. "Industrielles Erbe darf nicht einfach in Containern entsorgt werden", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wir sind da an einer Bruchstelle", sagte Budde mit Hinweis auf die digitale Gesellschaft. Der Wandel werde "viel rasanter als nach der Einführung der Dampfmaschine".

Aus Sicht der Ausschussvorsitzenden bekommt durch die schnelle Entwicklung Industriekultur eine neue Bedeutung. "Wir sind damit groß geworden, dass es industriell technischen Fortschritt gab. Aber wir kannten noch das, was dahinter steckte", sagte Budde. "Meine Kinder kennen schon kein Telefon mit Wählscheibe mehr." Sie sei mit Röhrenfernseher, dann Farbfernseher, schließlich Flachbildschirmen aufgewachsen. Die junge Generation schaue nur noch Streaming-Dienste auf dem Tablet.

Das Thema Industriekultur habe eben auch eine kulturelle Dimension: "Was hat das mit Menschen gemacht? Wie sind die Kulturtechniken der Menschen gewesen? Wie entwickelt sich das alles? Wie haben die Techniken die Menschen geprägt? Wie haben die gedacht? Wie haben die gefühlt? In welcher Umwelt haben sie gelebt?", zählte Budde Ansätze auf. Damit sei Industriekultur ein gesellschaftliches Thema. "Ich muss ja wissen, wo ich herkomme, damit ich weiß, wo ich hin will."

Aus Sicht der SPD-Politikerin "geht ganz viel verloren, wenn wir das nicht erhalten". Im Osten der Bundesrepublik sei durch die Stilllegung von Betrieben schon vieles nicht mehr da.

Budde nannte ein Beispiel aus der kleinen Gemeinde Gröbitz in Sachsen-Anhalt. Dort seien Spinndüsen aus Metall erfunden worden. "Ohne dieses Erfinden der Spinndüsen gäbe es überhaupt gar keine Kleidung, außer Baumwolle. Die ganzen Kunstfasern sind nur möglich durch die Erfindung dieser Spinndüse."

Der Uhrmachermeister Christian Friedrich Eilfeld hatte 1908 eine Metallvariante der Düsen mit feinsten Bohrungen entwickelt und kurz darauf patentieren lassen. Zuvor musste beim Spinnprozess auf den empfindlichen Werkstoff Glas zurückgegriffen werden.

"Auf solche Sachen sollte die Kulturpolitik in der Region schauen", forderte Budde. "Daraus lässt sich Selbstbewusstsein ziehen, was für Dinge in einer Region losgegangen sind und wie das prägt."

Erfindung Spinndüse

Kulturausschuss

Bundestag zu Budde