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Leopoldina: Maßnahmen könnten nach Ferien gelockert werden

Wie lange noch werden die massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben aufrecht erhalten? Darüber ist in den vergangenen Tagen eine heftige Diskussion entbrannt. Wissenschaftler die die Bundesregierung beraten, haben nun Vorschläge präsentiert.

03.04.2020, 14:33

Halle (dpa/sa) - Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hält eine Lockerung der Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie nach den Osterferien für möglich. Denkbar sei etwa, dass Kontaktverbote weniger strikt umgesetzt werden, wenn dafür andere Maßnahmen eingehalten werden. Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen solle beispielsweise mit "dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen", heißt es in einer Stellungnahme der Leopoldina, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Voraussetzung dafür sei, dass Schutzmasken auch verfügbar seien. "Der Mangel sollte bereits jetzt durch selbst hergestellten Mund-Nasen-Schutz, Schals und Tücher überbrückt werden", heißt es. Diese sollten Mund, Nase, Kinn und die Seitenränder möglichst vollständig abdecken. Die Schutzvorrichtung sei sinnvoll, da sich eine große Zahl von Infizierten unerkannt ohne Symptome im öffentlichen Raum bewege.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Leopoldina eine Arbeitsgruppe gebildet hat, um eine Lockerung der Maßnahmen zu bewerten. "Da werden im Grunde Entscheidungsgrundlagen für uns gelegt, auf die wir uns dann auch stützen können", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) vergangene Woche Donnerstag in Berlin.

Zudem sprachen sich die Experten dafür aus, digitale Werkzeuge zu nutzen, in denen Personen "freiwillig und unter Einhaltung von Datenschutz sowie Persönlichkeitsrechten" Daten über mögliche Infektionswege zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sollten die Kapazitäten für Corona-Tests weiter erhöht werden und während einer Übergangszeit auch Einrichtungen der Tiermedizin genutzt werden. Wichtig seien auch Antikörpertests.

Sinnvoll können solche Tests sein, um eine zurückliegende Infektion nachzuweisen und den Verlauf der Epidemie zu verfolgen. Denn Antikörper bleiben auch im Körper, wenn die Erkrankung schon längst abgeklungen ist. An so einem Nachweis arbeiten auch Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. "Mit einem Antikörper-Test können wir Menschen identifizieren, die eine Infektion überstanden haben", sagte der Virologe und Epidemiologe Tim Waterboer.

Die Leopoldina betont zudem, dass breit und transparent über die Entwicklung der Pandemie informiert werden müsse. So könne die Bereitschaft in der Bevölkerung für die Maßnahmen weiter erhöht werden. "Ein Großteil der Infizierten weist auch nach der mittleren Inkubationszeit von fünf bis sechs Tagen bei sehr hoher Viruslast im Rachenraum wenige bis keine Symptome auf", teilten die Wissenschaftler mit.

Die Leopoldina wurde 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Sie vertritt die deutsche Wissenschaft im Ausland, liefert Debattenbeiträge zu den drängenden aktuellen Problemen und berät die Politik mit entsprechenden Stellungnahmen.

Stellungnahme der Leopoldina