1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Mauerfall: Woche der Erinnerung und Dispute in Berlin

Mauerfall: Woche der Erinnerung und Dispute in Berlin

Heute ist eine Generation erwachsen, die den Mauerfall nicht mehr selbst erlebt hat. Am 9. November 1989 ging die Trennung Deutschlands zu Ende. Zum Jubiläum wird in der Hauptstadt nicht nur zurück geblickt.

04.11.2019, 15:16

Berlin (dpa) - Mit einer Festivalwoche erinnert die Hauptstadt an den Fall der Mauer vor 30 Jahren und diskutiert zugleich über die Gegenwart. Das Programm mit mehr als 200 Veranstaltungen sollte am Montagabend (17.30 Uhr) von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf dem Alexanderplatz eröffnet werden.

Dort hatten vor genau 30 Jahren am 4. November 1989 Hunderttausende DDR-Bürger für Meinungsfreiheit und Demokratie demonstriert. An dem authentischen Schauplatz sollten eine Videoprojektion und eine Performance den historischen Tag wieder lebendig werden lassen.

Im Abgeordnetenhaus war am Abend (19.30 Uhr) eine Diskussion über die Nachwirkungen der friedlichen Revolution geplant. Dort wird auch die frühere DDR-Oppositionelle Marianne Birthler erwartet. Sie gehörte vor 30 Jahren zu den Rednern auf dem Alexanderplatz.

Das Landesparlament hatte in der Vorwoche eine Resolution verabschiedet, mit der die friedliche Revolution in der DDR gewürdigt wurde. Viele Menschen in den damals gegründeten Bürgerbewegungen und die Demonstranten auf den Straßen hätten im Herbst 1989 der SED-Diktatur die Stirn geboten und großen Mut bewiesen, hieß es in dem von den Regierungsfraktionen und der FDP beschlossenen Papier.

Am Montag wurde die Ausstellung "Freiheitslinie U5. Nächster Halt Freiheit?" eröffnet. In vier Bahnhöfen der U-Bahnline wird mit Fotos und Texten auf die deutsche Freiheits- und Demokratiegeschichte aufmerksam gemacht.

Unter dem Motto "7 Tage - 7 Orte" gibt es bis zum 9. November an authentischen Berliner Orten der friedlichen Revolution Lesungen, Installationen, Zeitzeugen-Gespräche, Info-Pavillons, Filme und Ausstellungen. Neben dem Alexanderplatz gehören dazu etwa das Brandenburger Tor, die Gethsemanekirche und die frühere Stasi-Zentrale. Die Kulturprojekte GmbH hat im Auftrag des rot-rot-grünen Senats die mehr als 200 Veranstaltungen organisiert.

Anders als bei früheren Mauerfall-Jubiläen mit spektakulären Aktionen entschied sich Berlin nun wegen der veränderten Stimmung in Deutschland für ein dezentrales Konzept. Aus einstiger Aufbruchstimmung sei Sorge um den Erhalt der Demokratie geworden, hatte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gesagt.

Er wollte am Abend (etwa 18.30 Uhr) am Brandenburger Tor eine Kunstinstallation aus rund 30 000 Zetteln mit Visionen, Wünschen und Botschaften von Menschen präsentieren (etwa 18.30 Uhr). Die daraus geknüpfte, 150 Meter lange Freiheitswolke wurde über der Straße des 17. Juni aufgespannt. Die Aktion soll an Transparente von Demonstrationen aus dem Herbst 1989 erinnern.

Höhepunkt der Woche soll dann am Abend des 9. November eine große Bühnenshow an Berlins Wahrzeichen sein. Dort wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu den Menschen sprechen. Auch eine Rede von Birthler sei vorgesehen. Die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim wird spielen.

Steinmeier sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden an dem Jahrestag zu der zentralen Gedenkveranstaltung (10.30 Uhr) in der Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer Straße erwartet.

Die Kosten des Jubiläumsprogramms hat der Senat mit rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Etwa eine Million Besucher werden nach Angaben von visit Berlin, der Tourismus-Marketing-Gesellschaft, zu den Feierlichkeiten erwartet.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der "Berliner Zeitung" sind 87 Prozent der Berliner froh, dass es die Trennung nicht mehr gibt. 42 Prozent der Befragten meinen aber, dass die Wiedervereinigung zu schnell ging.

Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 dauerte die deutsche Teilung mehr als 28 Jahre. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen starben an der Mauer mindestens 140 Menschen durch das DDR-Grenzregime. An einer Studie, wonach an der deutsch-deutschen Grenze mindestens 327 Menschen ums Leben kamen, waren zuletzt Zweifel aufgekommen.

Programm zum Mauerfall-Jubiläum