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Mittelalterliche Stuckfragmente werden restauriert

30.06.2020, 11:56

Halle/Gerbstedt (dpa/sa) - Rund 400 mittelalterliche Stuckfragmente aus Gerbstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) werden jetzt umfassend restauriert und wissenschaftlich erforscht. Die Stücke wurden Mitte des 19. Jahrhunderts sowie in den 1970er und 1990er Jahren bei Ausgrabungen auf dem Gelände der ehemaligen Klosterkirche geborgen. "Es handelt sich um Bruchstücke von Figuren und Ornamenten von hoher Qualität", sagte Elisabeth Rüber-Schütte, Abteilungsleiterin für Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, am Dienstag in Halle. "Die Fragmente stammen aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts."

Unter den Bruchstücken mit verschiedenen Tierdarstellungen ragen Drachenfiguren hervor, die wohl einem horizontalen Band im unteren Wandbereich zuzuordnen sind, erklärte Rüber-Schütte. Reststücke von Ornamenten mit Pflanzendarstellungen zeugten von Friesen, Rahmungen und Bogeneinfassungen sowie flächigen Wandverkleidungen.

Ein größeres Stück kann als Bett mit einem unbekleideten Mann gesehen werden. Das deute möglicherweise auf eine Szene mit der Darstellung des Traums der Heiligen Drei Könige hin, sagte Rüber-Schütte.

"Erste restauratorische Untersuchungen ergaben, dass die Stuckausstattung aus mehrlagig auf das Mauerwerk aufgetragenem Hochbrandgips besteht, aus dem die vielfältigen Motive mit sicherer Hand herausgeschnitten wurden", sagte Rüber-Schütte. Ebenso sei die Gerbstedter Stuckplastik einst zumindest teilweise bemalt gewesen.

Die Ergebnisse der technologischen, naturwissenschaftlichen und kulturhistorischen Untersuchung werden in einem Bestandskatalog publiziert. Eine repräsentative Auswahl der Teile soll 2021 im neuen Abschnitt der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle gezeigt werden. Die wissenschaftliche Begleitung wird von der Ernst von Siemens Kunststiftung (Berlin) mit 85 000 Euro gefördert.

Die Gerbstedter Kirche gehörte zu dem 985 gegründeten Kloster. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert verfiel der Bau und stürzte 1650 ein. Im Jahr 1805 war die Kirche endgültig verschwunden.