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Nahrungsmangel: Fledermäuse ergreifen die Flucht

Fledermäuse finden in ausgetrockneten Sümpfen und Bächen kaum noch Insekten zum Fressen. Experten beobachten deshalb "regelrechte Fluchtbewegungen". Die Trockenheit ist aber nur ein Problem für die Tiere.

10.08.2018, 06:18

Roßla (dpa/sa) - Hitze und Trockenheit bereiten auch den Fledermäusen in Sachsen-Anhalt Probleme. Weil Bäche und Sumpfgebiete austrocknen, finden die Tiere häufig nicht mehr genug Nahrung, wie Bernd Ohlendorf von der Landesreferenzstelle für Fledermausschutz berichtete. "Es kommt deshalb zu regelrechten Fluchtbewegungen - die Tiere fliegen dorthin, wo sie noch etwas zu beißen finden", sagte Ohlendorf.

Fledermäuse ernähren sich vor allem von Insekten wie Mücken und Käfern. In den ausgetrockneten Wäldern, Bächen und Sumpfgebieten würden sie die aber kaum noch finden, erklärte der Experte. In Sachsen-Anhalt leben rund 20 verschiedene Fledermausarten. Den Bestand zu zählen oder auch nur abzuschätzen, sei nahezu unmöglich, sagte Ohlendorf. Die Tiere lebten nicht nur in Naturhöhlen, sondern vielfach auch in Baumhöhlen in den Wäldern.

Fest steht für Ohlendorf, dass die Bedingungen für die Tiere zunehmend schwieriger werden. Zum aktuellen Problem von zu wenig Nahrung wegen der Trockenheit kommen die Auswirkungen einer intensiven Landwirtschaft mit dem großflächigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie dem umstrittenen Glyphosat. "Vielen Tieren gibt das den Rest", sagte er.

Vor allem aber stellen Windkraftanlagen für Fledermäuse häufig eine tödliche Gefahr dar. Laut Ohlendorf sterben in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise bis zu einer halben Million Fledermäuse, weil sie mit den Rotorblättern kollidieren. "Fledermäuse sind Hochleistungsflieger." Sie könnten problemlos Geschwindigkeiten von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde erreichen. Die schnell drehenden Rotorblätter erkennen sie dabei häufig nicht.

Um Fledermäuse besser schützen zu können, wollen Forscher deshalb mehr über die Zugwege der Fledermäuse herausfinden. Seit vier Jahren werden einzelne Fledermäuse in Sachsen-Anhalt mit Sendern versehen, um sie beobachten zu können. "Wir wollen wissen, bei welcher Wetterlage welche Tiere wann fliegen", sagte Ohlendorf. Zuletzt fing der Experte im Rahmen eines Jugendcamps mit Kindern in Wettelrode (Landkreis Mansfeld-Südharz) mehrere Fledermäuse, um sie mit Peilsendern auszustatten.

Es gehe auch darum herauszufinden, in welchen Höhen die Tiere wie schnell unterwegs sind. Im vergangenen Jahr habe man die mit Sendern ausgestatteten Fledermäuse unter anderem in Belgien und Spanien nachweisen können.