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Naumburg und Halle überdenken Welterbe-Pläne

Naumburg und Halle haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen auf die Welterbeliste. Doch der Plan ist bei beiden ins Wanken geraten. Wie geht es nun weiter?

Von Romina Kempt, dpa 14.12.2015, 09:46

Halle (dpa/sa) - Nach herben Rückschlägen in diesem Jahr müssen die Welterbe-Anwärter aus Halle und Naumburg ihre Pläne neu überdenken. Wir bleiben weiter optimistisch, sagte der Geschäftsführer des Fördervereins Welterbe an Saale und Unstrut, Roland Thrän, in Naumburg.

Im Sommer diesen Jahres lehnte das Unesco-Komitee die Aufnahme des Naumburger Doms und dessen Umgebung zunächst ab. Anfang Januar 2016 soll eine abgespeckte Variante des Antrags erneut beim Kultusministerium in Magdeburg eingereicht werden. Die Franckeschen Stiftungen in Halle wollen auch auf die Welterbeliste - sehen nach einer mündlichen Vorankündigung aus Paris aber keine Chancen für sich. Sie wollen nun bis Januar beraten, ob sie weitermachen.

Rückblick: Im Mai riet der einflussreiche Weltdenkmalrat ICOMOS dem Unesco-Komitee in einem Gutachten von der Aufnahme des Naumburger Doms und der hochmittelalterlichen Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut ab. Die Einzigartigkeit der Landschaft sei nicht ausreichend herausgearbeitet worden, hieß es. Im Juli wurden die Befürchtungen wahr. Das Unesco-Komitee entschied sich bei seinem Treffen in Bonn gegen den Antrag. Die Naumburger bekamen aber eine zweite Chance. Sie können bis zum 1. Februar 2016 den Antrag überarbeiten.

Die Bewerber aus Halle konnten für ihre Franckeschen Stiftungen weiter hoffen. Doch ein Besuch am 30. November in Paris brachte Ernüchterung: Der Weltdenkmalrat teilte der Delegation mündlich mit, dass sie die Stiftungen für den Titel im Jahr 2016 nicht empfehlen werden. Die Architektur der Einrichtung sei nicht innovativ genug, das Konzept einer Schulstadt heute nicht mehr voll erkennbar und der weltweite Einfluss nicht ausreichend, hieß es.

Die Franckeschen Stiftungen konnten die harten Worte zunächst nicht nachvollziehen. Wir waren alle überrascht, sagte der Unesco-Beauftragte der Stiftungen, Holger Zaunstöck, bei einem Pressegespräch in der vergangenen Woche in Halle. ICOMOS habe während des langjährigen Bewerbungsprozesses zu keiner Zeit Signale in diese Richtung gesendet.

Naumburg zeigt sich Monate nach dem herben Schlag einsichtiger. Das Problem war: Wir waren zu wissenschaftlich und vielleicht zu verkopft, erklärte Thrän. Der Antrag an sich habe Substanz gehabt. Es müssten beim zweiten Versuch aber der Dom und die weltweit einmaligen Stifterfiguren - Uta, Ekkehard und Co. - im Fokus stehen. Zugleich soll die Einzigartigkeit der Denkmäler in der hochmittelalterlichen Landschaft an Saale und Unstrut deutlicher hervorgehoben werden. Kurz: Der Antrag muss schlanker werden.

Anfang Januar wollen sie ihre verkürzte Version des Antrags beim Kultusministerium des Landes einreichen, wie Thrän erklärte. Anschließend geht das Schreiben wie beim vergangenen Mal seinen Weg über das Auswärtige Amt und die Kultusministerkonferenz. Am 1. Februar 2016 soll der Antrag dann auf dem Tisch des Welterbekomitees in Paris liegen. 2017 könnte die endgültige Entscheidung dann getroffen werden - Ja oder Nein für Naumburg.

Das Kuratorium der Franckeschen Stiftungen hat hingegen zwei Optionen zu überdenken: Den Antrag aufrechterhalten oder zeitnah zurückziehen. Bei Variante eins müssten die Stiftungen beim Unesco-Komitee viel diplomatische Überzeugungsarbeit leisten, wie der Direktor der Franckeschen Stiftungen, Thomas Müller-Bahlke, erklärte.

Sie könnten höchstens erreichen, dass das Komitee in diesem Jahr genehmigt, den Antrag zu überarbeiten und später erneut einzureichen. Bei einer kompletten Ablehnung dürften die Stiftungen nicht wieder antreten. Bei Variante zwei - einem Rückzug des Antrags - könnten die Stiftungen alles auf Anfang setzen. Sie rutschten zurück auf die Vorschlagsliste für eine Unesco-Stätte und hätten die Chance es später erneut zu versuchen - als wäre nie etwas gewesen.