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NordLB: Sachsen-Anhalt gut aufgestellt

Wie kommt die Wirtschaft durch die Corona-Krise? Diese Frage wird seit Monaten diskutiert, für Sachsen-Anhalt hat die Norddeutsche Landesbank ihre bisherigen Erkenntnisse zusammengetragen.

09.09.2020, 16:45

Magdeburg (dpa/sa) - Die Corona-Krise wird den Strukturwandel in Sachsen-Anhalt nach Einschätzung der Norddeutschen Landesbank (NordLB) beschleunigen und sich nicht ganz so negativ auf die Wirtschaft durchschlagen wie anderswo. Darauf deuten erste Entwicklungen und Trends starker Branchen im Land hin, wie NordLB-Regionalexperte Eberhard Brezski am Mittwoch in Magdeburg sagte.

Die Landesbank stellte eine Studie zu den kurz- und langfristigen Folgen der Pandemie vor. Er gehe nicht von einer lang anhaltenden Krise aus, sagte Brezski. Die Erholung der Wirtschaft werde sich aber voraussichtlich bis 2022 hinziehen. Bisher sei Sachsen-Anhalt vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen.

So lagen beispielsweise die Industrieumsätze im Juni 8,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau und brachen damit weniger stark ein als im Bundesschnitt (minus 13,9 Prozent). Das liege unter anderem an der im Land sehr stark vertretenen Nahrungs- und Futtermittelindustrie, die im gleichen Zeitraum um 10 Prozent zugelegt habe, sagte Brezski. Zudem verzeichne Sachsen-Anhalt im Ländervergleich bisher den prozentual geringsten Anstieg bei der Arbeitslosigkeit.

"Corona verschärft den Strukturwandel, der sowieso stattfindet", sagte NordLB-Volkswirt Brezski. Es sei entscheidend, diese Veränderungen ernst zu nehmen, denn in vielen Bereichen werde es keine Rückkehr zur Vor-Corona-Zeit geben.

Das bedeute einen erhöhten Veränderungsdruck für Branchen wie die Automobilindustrie und den Einzelhandel - gerade auch in Sachsen-Anhalt. Das Land habe mit seiner vielseitigen Forschungslandschaft zum Thema Wasserstoff als alternativer Antriebstechnologie gute Voraussetzungen, so der NordLB-Volkswirt. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn mehr Forschungsergebnisse auch zu Ausgründungen und einer Umsetzung in Sachsen-Anhalt führen würde.

Beim Konsum habe die Corona-Krise zu einem weiteren Schub für den Online-Handel geführt, der auch nach den Beschränkungen für den stationären Einzelhandel zur Eindämmung der Corona-Pandemie weitergehen dürfte. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass gerade in Klein- und Mittelstädten die Gefahr bestehe, dass Innenstädte verödeten. Für den Handel sei es daher entscheidend, die Beratungsqualität zu verbessern und neben dem stationären Geschäft auch auf Online-Präsenz zu setzen, heißt es in der Studie.

Gerade im Dienstleistungssektor sieht die NordLB auch die größten Gefahren für eine Insolvenzwelle. Derzeit sorge die Aussetzung der strengen Insolvenzmeldepflichten für wenige Pleiten, wenn die Regeln wieder griffen seien gerade Unternehmen der Gastronomie sowie der Veranstaltungsbranche gefährdet.

Könnte die Krise mit vielen zahlungsunfähigen Unternehmen auch die Banken in Schwierigkeiten bringen? NordLB-Vorstandsmitglied Günter Tallner verneint das. Anders als bei der Finanzkrise 2008 gebe es einen deutlich höheren Eigenkapitalpuffer. Das betrifft auch die Landesbank selbst, die vergangenes Jahr mit Milliardenhilfen ihrer Eigner Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und den Sparkassen gerettet werden musste. "Wir haben unser Kreditportfolio sehr genau analysiert", sagte Tallner.