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Sachsen-Anhalts Handwerk findet oft kein Personal mehr

Wer einen Handwerker in Sachsen-Anhalt braucht, muss oft länger suchen und wochenlang warten. Das geht den Betrieben selbst nicht anders: Eine neue Umfrage zeigt, dass sie oft keine Handwerker für offene Stellen finden.

15.04.2019, 13:33

Magdeburg (dpa/sa) - Die Auftragsbücher sind voll, doch zusätzliches Personal ist schwer zu finden: In Sachsen-Anhalt hat jeder dritte Handwerksbetrieb einer Umfrage zufolge zuletzt erfolglos nach neuen Fachkräften gesucht. Nicht einmal jeder Zwanzigste habe unkompliziert qualifiziertes Personal einstellen können, teilte die Handwerkskammer Magdeburg (HWK) am Montag mit. Jeder vierte Betrieb konnte demnach Stellen nur nach längerer Suche und mit besonderem Aufwand besetzen. Der Rest, laut Kammer meist Ein-Mann-Betriebe, suchte keine Beschäftigten.

Die Handwerkskammer beruft sich dabei auf eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Dafür wurden bundesweit in 42 Kammerbezirken Betriebe nach Erfahrungen bei der Fachkräftesuche im vorigen Jahr befragt. Bundesweit blieb die Suche in 22 Prozent der Fälle und damit seltener als in Sachsen-Anhalt erfolglos. Bei 16 Prozent war laut Umfrage hoher Aufwand nötig.

Sachsen-Anhalts Handwerk leidet den Angaben zufolge daran, dass es weniger junge Menschen gebe und diese auch häufiger studierten als eine Ausbildung zu machen. "Wir müssen die berufliche Bildung mehr fördern und Menschen für die Handwerksberufe sowie für das Unternehmertum im Handwerk begeistern", erklärte HWK-Geschäftsführer Burghard Grupe. Der Fachkräftemangel sei das größte Wachstumshemmnis.

Dank des Baubooms und des zuletzt kräftigen Wirtschaftswachstums geht es dem Handwerk eigentlich gut. Das belegt auch die jüngste Konjunkturumfrage für den Norden Sachsen-Anhalts: Zwei Drittel der befragten Handwerksbetriebe bezeichneten ihre Lage im ersten Quartal dieses Jahres als gut. Jeder Dritte war komplett ausgelastet - und im Schnitt waren die Auftragsbücher für die nächsten zehn Wochen gefüllt. "Besonders im Bauhaupt- und Ausbauhandwerk zeigt sich eine ausgezeichnete konjunkturelle Lage", hieß es im Konjunkturbericht.

Ausgerechnet das boomende Bauhandwerk kann den Angaben zufolge aber überdurchschnittlich oft keine Fachkräfte finden. 40 Prozent konnten Stellen nicht besetzen, 27 Prozent erst nach langem Suchen. Zum Vergleich: Bei den Gewerken für den persönlichen Bedarf wie Friseur, Fotograf oder Schneider fanden 18 Prozent kein neues Personal.

Bei der Suche setzen die Handwerker im Land laut Umfrage weiterhin vor allem auf die Arbeitsagenturen, Werbung am Betriebssitz oder auf Anzeigen in den Regionalzeitungen. Nur jeder Fünfte setze auf soziale Medien, Online-Stellenanzeigen setzen nur 13 Prozent ein. Zugleich versuchten die Betriebe, Mitarbeiter mit zusätzlichen Boni zu gewinnen oder zu halten: Laut Umfrage zahlt fast die Hälfte inzwischen Weihnachts- oder Urlaubsgeld, je ein Drittel bezahlt mehr als im Tarifvertrag vorgesehen oder bietet eine betriebliche Altersvorsorge.

Aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Magdeburg

Umfrage zur Gewinnung und dem Halten von Fachkräften via Handwerkskammer Magdeburg