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Stiftung Kunst- und Kulturgut jetzt auch für Thüringen

Einen festen Topf für Restaurierungsprojekte von Kunst- und Kulturgut in Kirchen gibt es in Sachsen-Anhalt nicht. Eine kirchliche Stiftung versucht seit gut 20 Jahren zu helfen. Nun erweitert sie ihr Gebiet. Und richtet das Augenmerk auf historische Denkmäler für Kinder.

28.12.2020, 10:07

Magdeburg/Erfurt (dpa) - Die hauptsächlich in Sachsen-Anhalt aktive Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Kirchenprovinz Sachsen erweitert ihren Förderbereich auf das Gebiet Thüringens. Damit kämen rund 1550 Kirchen hinzu, die einst zur Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen gehörten, sagte Bettina Seyderhelm, scheidende Vorstandsvorsitzende der Stiftung und Kunstreferentin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Das Fördergebiet umfasse nun rund 4000 Kirchen und Kapellen. Die Gemeinden können Unterstützung für Restaurierungsprojekte beantragen - vom Altar bis zu Kirchenfenstern, Gemälden und Inventar.

Einen Schwerpunkt bildete einst das Thema Taufengel, es wurden viele restauriert, es gab eine Ausstellung. Aktuell widme sich die Stiftung den wenig beachteten Kinderepitaphen, Denkmälern für gestorbene Kinder. In jeder dritten Kirche gebe es mindestens eines, sagte Seyderhelm. Viele seien in einem schlechten Zustand.

Bettina Seyderhelm sagt: "Ich bin der Meinung, dass wir Epitaphen haben, die uns alle angehen. Die für die Kinder." Diese Denkmäler für Kinder könnten bis heute Trost spenden und betroffenen Eltern helfen. Die Kunstexpertin nannte das Beispiel eines barocken Kinderepitaphs in Aue-Aylsdorf bei Zeitz, das für zwei Pfarrerskinder entstanden sei. Die Pfarrersfrau habe Pestkranke gepflegt und so wohl ihre Kinder angesteckt, die starben.

Für 2021 stehen laut Seyderhelm 17 neue Projekte an, sieben werden verlängert. Die Fördersumme liege bei zusammen etwa 140 000 Euro. Seyderhelm hofft auch für die Zukunft auf Spenden und Zustiftungen von Kunstinteressierten. "Für uns ist die kleine Dorfkirche genauso wichtig wie der große Cranach-Altar", sagte Bettina Seyderhelm zur Stiftungsarbeit. So gibt es laut Seyderhelm ein Messprojekt für das Klima in Kirchen, die Auswirkungen der Dürre der vergangenen drei Jahre seien massiv. Farbe blättere von Altären und Figuren deutlich schneller ab als sonst.

Die Kunst- und Kulturgutstiftung ist 1999 entstanden, um Vorhaben zum Erhalt, zur Konservierung und Restaurierung kirchlichen Kunst- und Kulturgutes in der damaligen Kirchenprovinz Sachsen zu fördern. Die Kirchenprovinz umfasste hauptsächlich das Gebiet Sachsen-Anhalts, aber auch kleine Teile Brandenburgs und Sachsens. Die Stiftung wurde zunächst mit einer Million D-Mark ausgestattet, dank Zustiftungen erhöhte sich das Kapital auf 5,75 Millionen Euro vor der Fusion der zwei großen evangelischen Landeskirchen in Sachsen-Anhalt und Thüringen am 1. Januar 2009.

Vor Kurzem gab es eine weitere Zustiftung von zwei Millionen Euro, die die Erweiterung des Stiftungsgebiets möglich machte. Bettina Seyderhelm wies darauf hin, dass es in Thüringen, anders als in Sachsen-Anhalt, eine feste staatliche Förderung für Kunst- und Kulturgut in Kirchen gibt. Die Stiftungsarbeit soll diese ergänzen.

Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Kirchenprovinz Sachsen