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Studie: Sachsen-Anhalt beim Kita-Ausbau weit vorn

Sachsen-Anhalt steht bei der Kinderbetreuung gut da: Es gibt ein flächendeckendes Kita-Netz, einen Betreuungsanspruch von bis zu zehn Stunden täglich für alle Kinder und viele Fachkräfte in den Einrichtungen. Eine Studie sieht weitere Fortschritte.

28.08.2017, 13:08
Eine Kindergartengruppe sitzt auf einer Steinbank. Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv
Eine Kindergartengruppe sitzt auf einer Steinbank. Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv dpa

Magdeburg (dpa/sa) - Eine neue Studie bescheinigt Sachsen-Anhalt deutliche Verbesserungen in der Kinderbetreuung. Erzieherinnen müssen sich im Vergleich der zurückliegenden Jahre inzwischen um weniger Kinder kümmern. In Krippengruppen etwa seien es im März 2012 rechnerisch noch 6,9 Kinder je vollzeitbeschäftigter Erzieherin gewesen, im März 2016 noch 5,8 Kinder, teilte die Bertelsmann-Stiftung am Montag zum "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" mit. Bei den über Dreijährigen habe sich der Betreuungsschlüssel von 12,5 auf 11,4 Kinder je Fachkraft verbessert. Bundesweit habe das Land den größten Sprung nach vorn gemacht.

Zwischen 2006 und 2016 ist die Zahl der Kita-Fachkräfte in Sachsen-Anhalt laut der Studie um 4600 gestiegen, das entspreche einem Plus von 36 Prozent. Bundesweit sei die Zahl der Erzieherinnen und anderen Fachkräften in Kitas allerdings deutlich stärker, nämlich um 62 Prozent gestiegen. 2013 war das Kinderförderungsgesetz in Sachsen-Anhalt novelliert worden. Damals sei der Betreuungsschlüssel für Erzieherinnen, Kinder und Eltern günstiger gestaltet worden, erklärte ein Sprecher des Sozialministeriums in Magdeburg.

Von den Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung für eine gute Kinderbetreuung ist Sachsen-Anhalt aber noch weit entfernt: Die Experten wünschen sich, dass sich in Krippengruppen eine Erzieherin um drei Kinder kümmert und bei den älteren Kita-Kindern um rechnerisch 7,5 Kinder. Um das zu erreichen, wären laut der Stiftung zusätzliche 8400 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in den Kitas nötig, jährlich wären dazu 377 Millionen Euro mehr nötig. Derzeit zahlt das Land für die Kinderbetreuung schon 300 Millionen Euro pro Jahr.

In der Realität gibt es laut der Studie klare Ost-West-Unterschiede: In westdeutschen Krippengruppen ist eine Fachkraft für durchschnittlich 3,6 Kinder zuständig, im ostdeutschen Schnitt für 6. Allerdings werden im Osten auch deutlich mehr unter Dreijährige außerhalb der Familie betreut: im Osten sind es 52 Prozent, im Westen 28 Prozent. In Sachsen-Anhalt sind es sogar 57 Prozent.

Für die Studie hat die Bertelsmann-Stiftung nach eigenen Angaben erstmals die Kita-Personalschlüssel der 402 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland ausgewertet. Dabei gab es nicht nur deutliche Unterschiede zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der Länder. So habe der Personalschlüssel in Krippen im Altmarkkreis Salzwedel bei 1 zu 5,4 gelegen, im Landkreis Jerichower Land bei 1 zu 6,5. Bei den über Dreijährigen habe sich im Jerichower Land eine Erzieherin um rechnerisch 10,5 Kinder gekümmert, in Dessau-Roßlau um 12 Jungen und Mädchen. Ähnliche Spannweiten gibt es laut der Bertelsmann-Stiftung auch in anderen Bundesländern.

Sachsen-Anhalt bietet für alle Kinder ab der Geburt einen gesetzlich verankerten Betreuungsanspruch von bis zu 50 Stunden pro Woche unabhängig von einer Erwerbstätigkeit der Eltern. Das Land will das Kinderförderungsgesetz novellieren. Uneinigkeit herrscht darüber, wie genau die künftigen Regelungen aussehen sollen.

Bertelsmann-Studie