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"Umschau": Stasi plünderte systematisch Westpakete

03.12.2018, 15:56

Leipzig (dpa) - Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit haben nach Recherchen des MDR jährlich Hunderttausende Westpakete in die DDR geplündert. Allein in den letzten vier Jahren der DDR seien 32 Millionen D-Mark Bargeld und Waren im Wert von 10 Millionen Mark der DDR aus den Paketen gestohlen worden, berichtete das Magazin "Umschau" des MDR-Fernsehens am Dienstag unter Berufung auf die Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.

Demnach wurden zwar schon ab 1967 viele Westpakete durchleuchtet. Ab 1972 seien diese jedoch systematisch ausgeraubt worden, berichtete der letzte DDR-Minister für Post- und Fernmeldewesen, Hans-Jürgen Niehof, im Gespräch mit dem MDR. "Was man aus den Paketen irgendwie gebrauchen konnte, wurde entweder der Devisenerbringung zugeführt oder es fand sich in der Waldsiedlung bei den Politbonzen in Wandlitz wieder."

Zwar habe die DDR-Verfassung das Postgeheimnis garantiert. Wenn es die Sicherheit des sozialistischen Staates erforderte, durften jedoch Sendungen kontrolliert werden, sagte Niehof. Unter dem Vorwand, die DDR vor Staatsfeinden und Hetze zu schützen, habe die Stasi die Ausnahmen zur Regel gemacht.

Der Fernmeldetechniker Niehof wurde nach der ersten freien Volkskammerwahl im März 1990 zunächst stellvertretender Minister. Im August 1990 wurde er geschäftsführender Minister und war bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 im Amt.