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Verband: kein Preisplus an Tankstellen durch Lieferstopp

Raffinerien in Ostdeutschland müssen umplanen. Seit Wochen bekommen sie nicht wie gewohnt russisches Rohöl durch die "Druschba"-Pipeline. Autofahrer müssen sich keine Sorgen machen, beruhigt die Branche.

22.05.2019, 23:01

Leuna/Schwedt (dpa) - Ein anhaltender Lieferstopp mit russischem Öl hat nach Angaben der Mineralölwirtschaft für Autofahrer in Ostdeutschland derzeit keine zusätzlichen Preisaufschläge zur Folge. Das sagte ein Sprecher des Branchenverbands am Freitag dem Sender MDR Aktuell. Die Kraftstoffproduzenten in der Region spüren den Ausfall wegen verunreinigtem russischen Rohöl hingegen schon.

Die Öllieferungen zwischen Russland und Westeuropa wurden Ende April gestoppt, weil Behörden eine zu hohe Belastung des Rohöls mit Chlorid festgestellt hatten. Diese Chemikalie kann in den Raffinerien ernste Schäden anrichten. Die Pipeline versorgt unter anderem zwei ostdeutsche Raffinerien in Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Die Total-Raffinerie in Leuna im Süden Sachsen-Anhalts musste vorige Woche zunächst einige Produktionseinheiten für technische Kontrollen außer Betrieb nehmen, wie eine Sprecherin am Freitag mitteilte. Seit einigen Tagen seien sie wieder im Einsatz und verarbeiteten unbelastetes Rohöl aus Lagerbeständen. Auswirkungen auf das Tankstellennetz habe die russische Lieferstopp per Pipeline bisher nicht. Wegen der anhaltenden Probleme bleibe die Kapazität der Raffinerie begrenzt.

Total beschäftigt in Leuna nach eigenen Angaben rund 600 Mitarbeiter und beliefert etwa 1300 Tankstellen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zuletzt verkündete das französische Unternehmen, den seit 1997 betriebenen Standort in Leuna in den nächsten Jahren für 150 Millionen Euro ausbauen zu wollen.

Die Entwicklungen beschäftigen auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). "Die Landesregierung beobachtet die Situation mit Sorge und hofft auf eine baldige Auflösung", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag). Der Pipelinebetreiber hatte zuvor mitgeteilt, dass der Öltransport am 9. Juni wieder aufgenommen werden könnte. Die russische Seite habe Fehler eingeräumt. Das Problem: Es muss ein technischer Weg gefunden werden, um das verunreinigte Öl aus der Pipeline zu bekommen, um wieder sauberen Rohstoff transportieren zu können.

Auch andere Tankstellen haben laut Mineralölverband derzeit keine Engpässe. Es sei bisher gelungen, die Versorgung mit Benzin und Diesel in Ostdeutschland aufrecht zu erhalten, sagte Sprecher Alexander von Gersdorff im MDR-Interview.

Die aktuell vergleichsweise hohen Spritpreise seien vielmehr mit einem allgemeinen Preisanstieg für Rohöl zu erklären. "Das ist eine weltweite Bewegung von der sich der deutsche Markt nicht abkoppeln kann." Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass die anhaltende Sperrung der Ölpipeline künftig zu Preisaufschlägen führen könnte. Die Verunreinigungen im Rohöl nannte von Gersdorff einen ungewöhnlichen Vorgang. "Das hat es vorher noch nicht gegeben."

MDR-Aktuell-Interview mit dem Mineralölverband zur Druschba-Sperrung

Bericht der Mitteldeutschen Zeitung