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Weniger überschuldete Menschen in Sachsen-Anhalt

Der starke Arbeitsmarkt und niedrige Zinsen haben vielen Überschuldeten geholfen. Auch gab es weniger Firmenpleiten. Trotzdem steht Sachsen-Anhalt vergleichsweise schlecht da.

10.12.2019, 14:21
Daniel Reinhardt
Daniel Reinhardt dpa

Frankfurt/M./Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt waren in diesem Jahr weniger Menschen überschuldet als 2018. Das geht aus dem Schuldneratlas Sachsen-Anhalt der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Demnach reichten am Stichtag 1. Oktober die Einnahmen von 241 846 Menschen nicht mehr aus, um dauerhaft ihre Rechnungen bezahlen zu können. Das waren 2184 oder 0,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

"Die weiterhin gute und stabile Arbeitsmarktsituation trägt zur Entspannung der Verbraucherüberschuldung bei", sagte Martin Plath von Creditreform. Auch die weiter günstigen Zinsen dürften laut Creditreform dazu beigetragen haben, dass weniger Menschen von ihren Schulden überfordert waren als noch 2018. Mit 12,7 Prozent der Erwachsenen waren in Sachsen-Anhalt jedoch anteilig noch immer mehr Menschen überschuldet als im bundesweiten Schnitt (10 Prozent).

Betroffen von Überschuldung waren vor allem Menschen mittlerer Altersklassen. "Vor allem die 30- bis 39-Jährigen haben in Sachsen-Anhalt ein massives Überschuldungsproblem", sagte Plath. 22,4 Prozent der 30 bis 39-Jährigen und 18,4 Prozent der 40 bis 49-Jährigen waren überschuldet. Einkommenswirklichkeit und Konsumwünsche würden in diesen Altersklassen oft nicht zusammenpassen, so Plath. Bei den unter 30-Jährigen lag der Anteil hingegen nur bei 11,3 Prozent, am niedrigsten bei den Senioren ab 70 Jahren (2,5 Prozent).

Wer sich über einen längeren Zeitraum nicht aus seiner Überschuldung befreien kann, dem droht die Insolvenz. Auch dazu legte Creditreform am Dienstag eine Studie vor, die anders als der Schuldneratlas aber auf Schätzungen beruht. Trotz der positiven Entwicklung bei der Überschuldung stieg demnach die Zahl der privaten Insolvenzen in Sachsen-Anhalt. Sie lag laut der Schätzung mit 2480 in diesem Jahr 6,9 Prozent höher als 2018.

Optimistischer schätzten die Wirtschaftsexperten hingegen die Zahl der zahlungsunfähigen Firmen ein. So meldeten laut der Schätzung in diesem Jahr 450 Unternehmen in Sachsen-Anhalt Insolvenz an, 6,3 Prozent weniger als 2018. Die Insolvenzquote, die Zahl der Pleiten pro 10 000 Unternehmen, sank von 75 auf 69.

Bundesweit stagnierten die Unternehmensinsolvenzen 2019 nach jahrelangem Rückgang. 19 400 Unternehmen meldeten demnach Insolvenz an, zehn mehr waren es im Jahr 2018. Der dadurch entstandene Schaden lag mit 23,5 Milliarden Euro allerdings 3,4 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert. Die Experten begründeten das mit mehreren großen Insolvenzen, etwa beim Reiseveranstalter Thomas Cook. Zu den Großinsolvenzen in Sachsen-Anhalt 2019 zählt der Bericht auch die der Burgenlandklinikum GmbH. Allein dort waren 1500 Mitarbeiter betroffen.

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