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Werksverkauf bei insolventer Mifa gut angelaufen

Mifa ist insolvent und schwer angeschlagen. Dem traditionsreichen Fahrrad-Hersteller fehlte zuletzt Geld für die Vorfinanzierung von Großaufträgen, die Belegschaft muss verkleinert werden. Jetzt verkauft das Unternehmen seine Lagerbestände mit hohen Rabatten.

03.04.2017, 15:45

Sangerhausen (dpa) - Zuletzt musste der insolvente Fahrradbauer Mifa wegen knapper Kassen erneut die Belegschaft verkleinern, jetzt soll ein Werksverkauf mit hohen Preisnachlässen das finanzielle Polster etwas verbessern: Das Unternehmen verkauft seit Montag in Sangerhausen im Süden Sachsen-Anhalts Tausende Räder aus Lagerbeständen. Gleich zum Start habe es einen sehr großen Andrang gegeben, sagte ein Sprecher der Insolvenzverwaltung. "Die Kunden rennen uns die Bude ein."

Von Mountainbikes über E-Bikes bis hin zu City-, Trekking- oder Klapprädern werde alles mit 25 Prozent Nachlass verkauft. Das gelte auch für bereits rabattierte Räder. Die Räumung der Lager soll die Finanzierung des Geschäftsbetriebs sichern und die Liquidität zugunsten der Gläubiger erhöhen. Wer die Sonderrabatte nutzen will, muss nach Sangerhausen fahren. Andere Vertriebskanäle als den Werksverkauf vor Ort gibt es laut Sprecher derzeit nicht.

Mifa blickt auf eine 110-jährige Fahrradproduktion an dem Standort zurück. Dabei kam die Firma immer wieder in schwieriges Fahrwasser. Das Unternehmen musste Anfang des Jahres zum zweiten Mal binnen zwei Jahren Insolvenz anmelden. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten noch gut 520 Beschäftigte beim Unternehmen.

Jetzt ist nur noch ein Viertel der ursprünglichen Belegschaft im Werk beschäftigt. Zuletzt mussten Ende vergangener Woche noch einmal 109 Beschäftigte gehen, weil Mifa Geld für die Vorfinanzierung eines weiteren Großauftrags fehlte. Aktuell steht die Entscheidung aus, ob die Betroffenen in eine Transfergesellschaft wechseln können. Dort könnten sie mehrere Monate einen Großteil ihres Gehalts bekommen und auf neue Jobs vorbereitet werden. Seit Anfang März sind in der Gesellschaft bereits 170 frühere Mifa-Mitarbeiter untergekommen.

Die verkleinerte Belegschaft arbeitet mit rund 130 Beschäftigten im Werk weiter. Die aktuellen Aufträge sollen mindestens bis in den Mai hinein produziert werden, hieß es. Im Laufe des Frühjahrs soll zudem ein neuer Investor gefunden werden. Insolvenzverwalter Lucas Flöther aus Halle führt nach eigenen Angaben Gespräche mit zwei ernsthaften Interessenten. Die Verhandlungen kämen gut voran. Über Details wurde Stillschweigen vereinbart.

Flöther hatte Mifa bereits vor zwei Jahren aus der Insolvenz gerettet. Damals verkaufte er den Betrieb an den erfahrenen Unternehmer Heinrich von Nathusius.