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Westumfahrung von Halle: Minister will EU-Hürden umkurven

Der fehlende Lückenschluss in der Westumfahrung Halles erregt seit Jahren die Gemüter, Staus in der Innenstadt sind Alltag. Jetzt will Verkehrsminister Webel einen Weg gefunden haben, trotz Widerstandes aus Brüssel bauen zu können.

Von Von Rochus Görgen, dpa 10.12.2015, 15:27

Magdeburg (dpa/sa) - Die seit mehr als zehn Jahren geplante A143 als Westumfahrung Halles soll jetzt ohne eine Zustimmung der Europäischen Kommission realisiert werden. Die Pläne seien so überarbeitet worden, dass eine Genehmigung Brüssels für den Bau der Trasse an mehreren besonders geschützten Naturschutzgebieten nicht mehr erforderlich sei, teilte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) am Donnerstag mit.

Dazu soll unter anderem ein geplanter Tunnel von 250 auf 300 Meter verlängert werden. Eine Lüftungsanlage soll die Abgase dann aus dem Tunnel unter anderem von einem unter EU-Schutz stehenden, seltenen Kalktrockenrasen mit geschützten Orchideen fernhalten, erläuterte Referatsleiter Jörg Przesang.

Insgesamt sei der Eingriff in die Natur damit nicht mehr so schwer, als dass eine Ausnahmegenehmigung aus Brüssel eingeholt werden müsste. Zu der neuen Einschätzung habe auch eine Neuberechnung der bisherigen Umweltbelastungen durch das Umweltbundesamt beigetragen.

Die EU hatte Bedenken gegen das Projekt, weil es mehrere sogenannte FFH-Gebiete mit einem besonders hohen Schutz für Tiere und Pflanzen tangiert. Zuletzt hatte Brüssel die Prüfung einer komplett anderen Trassenführung verlangt. In der Region wächst unter anderem das Kleine Knabenkraut, eine seltene Orchideenart.

Die in einem Teilabschnitt bereits realisierte Autobahn 143 soll die Innenstadt von Halle entlasten und die A14 mit der A38 verbinden. Eine erste Planung für den noch offenen Abschnitt hatte das Bundesverwaltungsgericht bereits 2007 gestoppt.

Die neuen Pläne könnten laut Ministerium bis 2020 realisiert werden, wenn es keine Klagen etwa von Anwohnern oder Umweltverbänden geben sollte. Dazu soll kommendes Jahr der Planfeststellungsbeschluss gefasst werden.

Die Kosten inklusive einer 1000 Meter langen Brücke über die Saale wurden bislang auf 240 Millionen Euro geschätzt. Die jetzt geplanten Veränderungen erhöhen die Kosten um etwa fünf Millionen Euro.

Gegen den Bau der A143 protestiert unter anderem der Naturschutzbund Nabu. Der Nabu setzt sich für den Erhalt des Unteren Saaletals und daher für den Verzicht auf die geplante A 143 ein, heißt es auf der Webseite des Vereins. Eine Bürgerinitiative Saaletal argumentiert, die Trasse sei angesichts des erwarteten Verkehrsaufkommens gar nicht notwendig. Die Industrie- und Handelskammer Halle meint dagegen, eine fertiggestellte Westumfahrung könne zu einer spürbaren Entlastung der Bevölkerung führen und sei ein wichtiger Standortfaktor für die Region.

Bürgerinitiative gegen die Autobahn

IHK Halle zum Autobahnbau

Nabu Halle