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Wirtschaft für längeres gemeinsames Lernen an Schulen

03.12.2019, 13:59

Magdeburg (dpa/sa) - Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt sollten aus Sicht von Wirtschaftsvertretern länger gemeinsam lernen. Jugendliche sollten sich erst nach der achten Klasse entscheiden müssen, welchen Abschluss sie anstreben, forderten Spitzenvertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg am Dienstag. Es solle mehr um individuelle Ausbildung statt um Auslese gehen. "Jugendliche sind erst in der achten Klasse soweit, zu wissen, was sie wollen", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März. "Derzeit wird die Selektion zu früh vorgenommen."

Derzeit müssen Eltern schon in der vierten Klasse entscheiden, ob ihre Kinder auf eine Sekundarschule oder auf das Gymnasium gehen. In Sachsen-Anhalt gibt es aktuell 41 Gemeinschaftsschulen, in denen die Kinder und Jugendlichen bis zur achten Klasse gemeinsam lernen und erst danach in Realschul- und Gymnasialklassen geteilt werden. Die SPD hatte diese Möglichkeit vor einigen Jahren durchgesetzt. Sie begrüßte die IHK-Vorschläge. "Ein Umdenken ist längst überfällig", so Bildungsexpertin Angela Kolb-Janssen.

Die CDU sieht das Konzept skeptisch und fürchtet, dass dadurch leistungsstarke Schüler ausgebremst werden. Die IHK-Vertreter sehen im längeren gemeinsamen Lernen hingegen einen Weg, um die Zahl von Schulwechseln und Schulabbrechern zu verringern.

Die Reaktion aus dem Bildungsministerium ist verhalten: "Wenn die Schulen derzeit eines nicht brauchen, dann ist es eine Schulstrukturdebatte", hieß es von Minister Marco Tullner (CDU). Die Schulwahl sei Sache der Eltern und längeres gemeinsames Lernen nur eines von mehreren Auswahlkriterien.

Der IHK-Vorstoß ist Teil eines Forderungskatalogs zur Bildungspolitik, der mit aktiven Mitgliedsunternehmen abgestimmt wurde. So wollen die Unternehmen auch, dass alle Schulabschlüsse der Länder vereinheitlicht werden. "Das Vorbild ist die duale Berufsausbildung: Gleiche Lehrinhalte, Prüfung am gleichen Tag und ein Facharbeiter aus Bayern kann das gleiche wie ein Facharbeiter aus Sachsen-Anhalt", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer März.