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Wölfe breiten sich weiter aus - aber weniger gerissene Tiere

Der Wolf hat sich in Sachsen-Anhalt weiter vermehrt. Dennoch greifen die Rudel immer seltener Weidetiere an. Umweltministerin Dalbert sieht sich in ihrem Kurs bestätigt - andere Koalitionspolitiker sehen die Entwicklung mit Sorge.

03.12.2019, 16:19

Magdeburg (dpa/sa) - Gut 100 Wölfe leben derzeit in Sachsen-Anhalt. Das Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) habe bei seiner jüngsten Zählung 98 Tiere erfasst, sagte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) am Dienstag bei der Vorstellung des Wolfsmonitoringberichts 2018/2019. Die Tiere lebten demnach in 15 Rudeln und 2 Paaren. Darüber hinaus zählten die Experten 29 grenzübergreifend streifende Tiere.

Im Vorjahr hatte das WZI noch 76 Wölfe in 11 Rudeln und 3 Paaren sowie 16 Grenzgänger-Tiere erfasst. Die Population ist damit im sechsten Jahr in Folge angestiegen. Am Montag hatte das Bundesamt für Naturschutz den bundesweiten Monitoringbericht vorgestellt, demnach stieg die Zahl der Rudel in ganz Deutschland auf 105.

Trotz des Anstiegs gingen die gemeldeten Attacken von Wölfen auf Nutztiere in Sachsen-Anhalt von 62 auf 50 zurück. Dalbert sieht in dem Rückgang der Risse einen Erfolg der ausgeweiteten staatlichen Förderung des Herdenschutzes. Seit April können sich Weidetierhalter 100 statt zuvor 80 Prozent der Kosten für Zäune und weitere Schutzmaßnahmen erstatten lassen, außerdem können nun mehr Landwirte die Förderung beantragen.

Das führte zu einem sprunghaften Anstieg der Kosten für die Schutzförderung: Während das Land 2017 nach Regierungsangaben 136 000 Euro und im vorigen Jahr 67 000 Euro ausgab, beliefen sich die Kosten im laufenden Jahr auf 583 000 Euro. Viele Tierhalter hätten von dem Fördergeld jedoch einen Zaun angeschafft, also hohe einmalige Kosten gehabt. Die Ministerin rechnet daher mit einer geringeren abgerufenen Fördersumme im kommenden Jahr.

Der Rückgang der Riss-Attacken beruhige die Weidetierhalter und entschärfe den Konflikt zwischen Mensch und Tier so, sagte Dalbert. Es liege in der Verantwortung der Politik, die hier lebenden Wölfe zu schützen und gleichzeitig die Beweidung der Kulturlandschaften zu ermöglichen. "Über einen guten Herdenschutz schützen wir auch die Wölfe", so die Ministerin.

Kritik kam hingegen vom Koalitionspartner CDU. Der Wolfs-Experte der Landtagsfraktion, Detlef Gürth, warnte angesichts der stetig wachsenden Population vor einem Kontrollverlust. "Es muss definiert werden, wie viele Wölfe unsere Kulturlandschaft verträgt", sagte Gürth und stellte den strengen Schutz der Wölfe zur Debatte. "Der günstige Erhaltungszustand, der den aktuellen Schutzstatus des Wolfes begründet, ist längst erreicht." Ein modernes Wolfsmanagement müsse die Zahl der Wölfe begrenzen.

Der Wolf hat in Deutschland den höchsten Schutzstatus und darf nicht geschossen werden. Seit der Rückkehr des Raubtieres nach Deutschland um die Jahrtausendwende wird dieser Status vor allem von Weidetierhaltern kritisiert, die in den Wölfen eine Gefahr für ihre Herden sehen. Trotz des strengen Schutzes werden immer wieder Wölfe getötet: Von 14 tot in Sachsen-Anhalt gefundenen Tieren waren zwei illegal getötet worden. Elf Tiere starben nach Verkehrsunfällen, eines an einer natürlichen Ursache.

Wolfsmonitoringbericht

Informationen zum Wolfskompetenzzentrum