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Sammelleidenschaft Im Bann des Bockkäfers

Werner Malchau aus Schönebeck verfolgt eine ausgefallene Leidenschaft - er begeistert sich für Käfer.

Von Massimo Rogacki 27.10.2016, 19:08

Schönebeck l Werner Malchaus Leidenschaft beginnt mit dem Alpenbock. Als ein Freund den Bockkäfer Ende der 1970er Jahre aus Tschechien mitbringt, ist der Schönebecker verzückt. Die imposanten Fühler, ein eindrucksvolles Haarbüschel und die unverwechselbare bläuliche Zeichnung. „Ein äußerst interessantes Tier“, findet der Entomologe.

Entomologie – das bedeutet Insektenkunde. Wer sich wie Werner Malchau auf Käfer spezialisiert hat, kann auch als Koleopterologe bezeichnet werden. Doch die Überschrift ist nicht wichtig. Was zählt, ist die Passion dahinter. „Wer einmal mit dem Käfersammeln beginnt, kommt nicht mehr davon los“, weiß Malchau zu berichten.

Der 59-Jährige kann sich für viele Arten von Käfern begeistern: Laufkäfer, Schwimmkäfer, Aaskäfer, Blatthornkäfer oder Prachtkäfer. Sich zu spezialisieren kann nicht schaden. „Sonst verzettelt man sich irgendwann“, sagt er.

Malchau haben es die Bockkäfer angetan. Zu seiner Sammlung gehören hunderte Exemplare. Etwa 190 Arten gibt es allein in Deutschland. „Beliebt sind die Bockkäfer, weil es sich um eine verhältnismäßig überschaubare Gruppe handelt und viele Exemplare auf den ersten oder zweiten Blick identifizierbar sind“, erklärt der 59-Jährige.

Mit der genauen Bestimmung ist es so eine Sache. Mitunter müssen die mikroskopisch kleinen Genitalien herauspräpariert werden, um überhaupt Anhaltspunkte zu erhalten. Beim tieferen Einstieg in die Materie des Käfersammelns ist ihm seine Ausbildung eine Hilfe. Er ist diplomierter Biologie- und Chemie-Lehrer.

Er verbindet somit sein Hobby mit dem (früheren) Beruf. Mittlerweile erstellt der Schönebecker in seinem heimischen Büro für Umweltberatung und Naturschutz unter anderem zoologische Spezialgutachten. Seine Sammelleidenschaft lässt sich ohnehin nur in Verbindung mit dem wissenschaftlichen Interesse richtig würdigen.

Das Erfassen, neue Erkenntnisse über Arten-Vorkommen – mit Fragen dieser Art beschäftigt sich der 59-Jährige zudem als Vorsitzender der Entomologenvereinigung Sachsen-Anhalt. In Fachmagazinen publiziert der Schönebecker seine Ergebnisse.

Viel Zeit geht dabei drauf. Doch Werner Malchau investiert sie gern. Was sein Hobby ihm bedeutet, merkt man als Zuhörer, wenn er von seinen Exkursionen durch halb Europa erzählt. Das Erlebnis, ein Tier aufzuspüren, es zu fangen und im Labor zu präparieren lasse sich durch kaum etwas aufwiegen, erklärt Werner Malchau.

Doch zufrieden zurücklehnen kann sich ein Entomologe nie. Nicht, wenn nach dem Präparieren Fühler und Beine ausgerichtet sind und der Flügel durch eine Nadel befestigt wurde. Und auch nachdem Fund- und Namensetikett auf dem Exemplar prangen und es in einen der hölzernen Insektenkästen eingeordnet wurde, sollte der Käfer später noch in eine Datenbank eingetragen werden.

Und genau dieser Wissenszuwachs ist es auch, der für einen Biologen und Sammler wie Malchau die eigentliche Faszination ausmacht. Das freilich schützt ihn nicht davor, während der Ausübung seines Hobbys auch mal belächelt zu werden. Besonders dann, wenn mal wieder ein „Kackekäfer“, wie Malchau ihn nennt, im Visier des Sammlers steht.

In solchen Momenten arbeitet der Insektenkundler schon mal konzentriert über ein dampfendes Pferdeüberbleibsel gebeugt. „Wer da vorbeikommt, schüttelt mitunter den Kopf“, sagt der Käfersammler und lacht.

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