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Schatz-Tour Blick ins Heiligtum des Heineanum

Kostbarkeiten hat am ­Wochenende Rüdiger Becker, Direktor des Heineanums Halberstadt, präsentiert. Er öffnete die Schatzkammer des Vogelkundemuseums.

03.07.2017, 11:00

Halberstadt l Ruck, zuck waren die limitierten Plätze für eine Tour am Ton-am-Dom-Wochenende vergeben. Heineanum-Direktor Rüdiger Becker lud interessierte Gäste ein. Eine Besonderheit, weil es nur zwei Touren zu je zehn Teilnehmern gab. Der Herr des Hauses gewährte den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen des bedeutenden Vogelkundemuseums – sozusagen in die Schatzkammer des Hauses am Domplatz, dem sonst der Öffentlichkeit verschlossenen Magazin. Das birgt immerhin etwa 27.000 Präparate. Darunter von Vögeln aus aller Welt, deren Eier und Skelette.

So äußerlich unscheinbar wie das Magazin, ist auch ein Schrank, den Rüdiger Becker als „Heiligtum des Heineanums“ bezeichnete – den sogenannten Typus-Schrank. „Von jeder Vogelart wird ein Typus hinterlegt, also ein Expemplar, an dem erstmals eine Vogelart beschrieben wurde“, erklärte der Museumsdirektor. Knapp 300 Exemplare sind im Typus-Schrank des Heineanums eingelagert, informierte der Ornithologe. Warum liegen diese Kostbarkeiten alle in einem Schrank? „Aus Sicherheitsgründen. Sollte es im Magazin einmal brennen, würde die Feuerwehr diesen Schrank als ersten bergen“, betonte ­Rüdiger Becker.

Zu den Raritäten im Magazin zählen Vögel, die längst ausgestorben sind. Dazu gehört die Nordamerikanische Wandertaube, berichtete der Museumschef. 1913 sei das letzte Exemplar gestorben. „Diese Taube ist ein Beispiel dafür, wie schnell Arten unwiederbringlich verschwinden.“ Wenn die Vögel zu ihren Brutrevieren geflogen sind, haben die Schwärme einst den Himmel verdunkelt. „Es gab Milliarden Tiere.“ Dann habe der Mensch die Taube so stark bejagt, dass sie in kurzer Zeit ausstarb. Von den weltweit 1548 existierenden Präparaten, seien 57 in Deutschland, davon eins im Heineanum, zu finden. Noch seltener sei der 1851 ausgestorbene Dünnschnabelnestor von den Norfolk-Inseln, von dem es nur noch 15 Exemplare weltweit, darunter fünf in Deutschland und eines im Heineanum, gibt. „Oder der Lappenhopf aus Neuseeland, der letztmals 1907 lebend nachgewiesen wurde.“ Von den weltweit 65 Präparaten, ist eines im Heineanum eingelagert.

„Heute sind es vor allem die starken Gifte, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, und die Tierwelt gefährden. Mit schlimmen Folgen für die Insekten- und damit auch für die Vogelarten“, betonte Rüdiger Becker.

Zu den Schätzen des Vogelkundemuseums gehört auch ein Dompfaff. Die Männchen dieser Vogelart beeindrucken die schlicht grau gefärbten Weibchen mit ihrem roten Brustgefieder. Das von Museums-Gründer Ferdinand Heine 1853 gesammelte Exemplar hat jedoch eine halb rot und halb grau gefärbte Brust. „Es ist ein Zwitter“, erklärte Rüdiger ­Becker.

Die Ornithologie sei sehr spannend, betonte der Direktor. So könne man unter anderem Rückschlüsse auf das Klima ziehen. Ein Beispiel dafür sei der Bienenfresser. Vor etwa 30 Jahren sei diese Vogelart in Sachsen-Anhalt nicht zu finden gewesen. Heute hat der Vogel diesen Lebensraum erobert, weil sich das Klima und die Umwelt verändert haben.