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Schauspieler Der ewige Lausbub

„Die Lümmel von der ersten Bank“ machte Hansi Kraus berühmt. Zum 65. Geburtstag erklärt er, warum er keine Lust auf ein großes Gelage hat.

Von Massimo Rogacki 26.06.2017, 01:01

Magdeburg l Mit seinen Kino-Rollen als frecher Schüler Pepe Nietnagel wurde Hansi Kraus in den 1960er Jahren populär. In den 70er Jahren stagnierte seine Karriere. Kraus lernte Erzieher, entschied sich letzendlich aber für das Schauspielfach. Rund 15 Jahre verkörperte er in der ZDF-Serie „Forsthaus Falkenau“ Bauer Sailer, er spielte bei „Sturm der Liebe“ und „Soko 5113“. Seit 2006 ist er Ensemblemitglied der Iberl-Bühne in München. Im Interview mit der Volksstimme verrät der Schauspieler, warum er heute ganz gern auch mal Fieslinge spielt und warum er keine Lust verspürt, seinen 65. Geburtstag groß zu feiern.

Mit Ihrer Rolle als „Pepe Nietnagel“ in „Die Lümmel von der ersten Bank“ sind Sie bekannt geworden. Darf ich Sie überhaupt noch darauf ansprechen?

Natürlich. Klar, es wird immer danach gefragt. Ich bin ja auch mit dieser Rolle bekannt geworden. Und: Ich habe bei den Dreharbeiten viel gelernt, die Regisseure haben mich geführt. Ich denke schon, ich war genau die richtige Besetzung. Die Filme laufen ja heute auch noch im Fernsehen.

Es heißt, Sie seien mitunter einfach vom Set abgehauen und waren ziemlich unberechenbar.

Wenn Sie das sagen, wird das wohl stimmen (lacht.) Ich kann mich noch gut erinnern. Am ersten Drehtag wollte ich nur weg. Mir war nicht klar, dass man beim Film den ganzen Tag arbeiten muss. Mir wurden dann aber größere Freiheiten eingeräumt. Die ich dann natürlich auch ausgenutzt habe. (lacht.)

Heute geben Sie in Ihren Rollen auch ganz gern mal den Fiesling. Ist das ein Gegenentwurf zum Klischee des ewigen Lausbuben, das Ihnen lang anhaftete?

Der Lausbub werde ich für die meisten wahrscheinlich immer bleiben, obwohl ich auch schon viele andere Rollen gespielt habe. An der Iberl-Bühne in München gebe ich unter anderem einen Zocker und einen zwielichtigen Privatdetektiv. Der Regisseur war selbst überrascht, wie ekelhaft ich sein kann. Seither besetzt er mich dementsprechend. Mir machen diese Rollen einfach nur großen Spaß.

Stimmt es eigentlich, dass Sie schon viermal von den Dschungelcamp-Machern angefragt wurden?

Das stimmt. Ich denke mir, die fragen die Leute, von denen sie glauben, sie bräuchten dringend die Kohle.

Kommt aber nicht in Frage?

Auf gar keinen Fall. Da mitzumachen und vielleicht vorgeführt zu werden – so viel Geld kann ich ja gar nicht brauchen.

Als ausgebildeter Erzieher könnten Sie einigen Teilnehmern etwas mit auf den Weg geben.

Den Beruf habe ich gelernt, das ist richtig. Als Schauspieler läuft es aber ganz gut. Umsatteln muss ich nicht mehr (lacht.) Schließlich komme ich ja jetzt auch ins Rentenalter.

Am Montag werden Sie 65. Was bedeutet die Zahl für Sie?

Wie heißt es so schön: ‚Alt werden ist nichts für Feiglinge‘. Aber mal im Ernst. Ich kann mich nicht beklagen. Ich tue etwas für meine Gesundheit, fahre viel mit dem Fahrrad, morgens mache ich Gymnastik.

Wird der Geburtstag am Montag groß gefeiert?

Gar nicht. Wir gehen mit der Familie abends essen. Das war‘s. Ich bin keiner, der so gern groß feiert. Ich sage immer: Geburtstage sind etwas für Kinder.

Ab November kehren Sie zu Ihren Wurzeln zurück. In den „Lausbubengeschichten“ in der Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig spielen Sie die Hauptrolle.

Ja. Und ich freue mich sehr darauf. Ich war 12, als ich damals im Film von Helmut Käutner erstmals vor der Kamera stand. In der Dramatisierung des Stoffs verkörpere ich nun den Ludwig Thoma, der mit seinen Freunden in einem Wirtshaus am Tisch sitzt und die Episoden aufschreibt. Es geht dann so weit, dass wir die Lausbubengeschichten natürlich auch in die Tat umsetzen.

Dass Sie vom Set verschwinden, muss der Regisseur heute aber nicht mehr befürchten?

(Lacht.) Nein, definitiv nicht. Die Zeiten sind vorbei.