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Schönhauser Elbaue Der Koch ist jetzt Handwerker

Matthias Meier ist Koch. Aber derzeit gezwungenermaßen wegen der Corona-Vorschriften eher Maurer, Zimmerer, Maler.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 13.05.2020, 15:00

Schönhausen l Denn zu Kochen gibt es in der Küche der Schönhauser „Elbaue“ derzeit nur ein paar Außer-Haus-Gerichte am Sonnabend. Die Zwangspause bietet Zeit, den Gasthof weiter zu modernisieren.

Als die Elbaue am 1. Dezember letzten Jahres nach dem unerwartet plötzlichen Tod von Gastwirt Thomas Meier unter Regie von Ehefrau Sybille und Sohn Matthias nach wenigen Wochen Pause wiedereröffnete, waren alle optimistisch. „Es ist auch richtig gut gelaufen. Unsere Stammkunden waren wieder da, Durchfahrende haben zum Mittagstisch oder Abendessen angehalten, das Buch war voll mit Bestellungen für Lieferungen für Familienfeiern“, berichtet Matthias Meier. Dass er irgendwann mal die Elbaue seiner Eltern übernimmt, war klar. Deshalb machte er sich auch selbstständig. Dass „irgendwann“ dann so schnell kam, ließ gar kann keine Zeit zum Nachdenken. Einen finanziellen Puffer gab es nicht, also mussten Meiers trotz Trauer alsbald wiedereröffnen. Zuvor hat Matthias noch die Gaststube auf Vordermann gebracht und dabei bewiesen, dass er auch ein Händchen fürs Handwerkliche hat.

Alles lief gut – bis Mitte März die Corona-Verordnungen die Schließung verlangten. „Da standen wir plötzlich wieder da und wussten nicht, wie es weitergehen soll.“

Meiers Hauptgeschäft ist nicht die Bewirtung in der Gaststube – das macht vielleicht 15 Prozent des Umsatzes aus. Dafür aber finden im Saal große Versammlungen und Feiern statt, bis zu 100 Personen haben Platz. Und auch das Beliefern von heimischen Familienfeiern bildet ein wichtiges Standbein. Doch seit März alles gekänzelt. Um zwei große Hochzeiten im August und Oktober bangen Meiers, noch sind sie nicht abgesagt, „das hängt ja auch von den weiteren Lockerungen und der Entwicklung der Pandemie ab“.

Wie andere Restaurants auch bietet die Elbaue den Außer-Haus-Verkauf an, sonntags ist wie immer Schnitzeltag. „Aber unterm Strich macht man damit keinen Gewinn. Wir zeigen nur, dass wir noch da sind. Den Stammkunden sind wir dankbar, dass sie das annehmen und bestellen.“

Samstag Schnitzeltag, und der Rest der Woche? Da trägt Matthias Meier wieder Bauarbeiterkluft. Er hat den Keller trockengelegt, den Sanitärbereich gestrichen, den Clubraum renoviert und sich den Saal vorgenommen. „Der ist ein Fass ohne Boden“, runzelt der 42-Jährige die Stirn. Einst eine Terrasse, hatten Thomas und Sybille Meier aus ihr Mitte der 90-er Jahre einen Saal gemacht, ohne die ganz großen finanziellen Mittel. Fehlende Dämmung und richtiger Fußboden machten sich bemerkbar. Also nutzt Matthias nun die Zeit, um den Saal herzurichten. Der Fußboden ist inzwischen mit Estrich verschlossen, der Belag fehlt noch. Fenster sind noch zu erneuern und hier und da ein paar Kleinigkeiten, „das Dach macht mir auch noch Sorgen“. Dennoch soll bis zur Hochzeit im August alles fertig sein.“

Zeit zum Bauen hat er auch in den kommenden Wochen genug – selbst wenn es ab Montag wieder möglich sein wird, das Restaurant zu öffnen. „Diese hohen Anforderungen und zudem die Abstandsregelungen können wir hier als Zwei-Mann-Team leider nicht umsetzen. Ich müsste Personal einstellen – das ist in der jetzigen Situation unmöglich. Also werden wir erst einmal nicht wiedereröffnen und uns auf das Beliefern beschränken.“

In die finanzielle Zukunft auch wegen der Bauarbeiten will Matthias Meier nicht blicken, „einfach weitermachen und hoffen, dass es funktioniert und wir möglichst bald wieder zum gewohnten Alltag zurückkehren können.“