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Selbsthilfegruppe Gemeinsam stark gegen Krebs

Seit 25 Jahren finden Wernigeröderinnen in der Selbsthilfegruppe „Frauen nach Krebs“ Unterstützung und Trost.

Von Katrin Schröder 10.09.2015, 01:01

Wernigerode l „Sie haben Krebs“ – drei Worte, die das Leben dessen, der sie hören muss, auf den Kopf stellen. „Diese Diagnose schockiert wie kaum eine andere“, sagt Anneliese Krull. Die Wernigeröderin leitet die Selbsthilfegruppe „Frauen nach Krebs“ und weiß aus Erfahrung, wie schwer der Weg ist, den Betroffene zu gehen haben.

Das hat sie mit den Frauen gemeinsam, die wie sie oft seit vielen Jahren zur Gruppe gehören. Mit zahlreichen Gästen haben sie in der vergangenen Woche das 25-jährige Bestehen der Runde im Familien- und Seniorenhaus, Steingrube 8, gefeiert. Dort treffen sich die Mitglieder aus Wernigerode, Blankenburg, Ilsenburg und der Stadt Oberharz an jedem ersten Montag des Monats.

Die Frauen können über ihre Ängste, Sorgen und widersprüchlichen Gefühle reden – und fühlen sich verstanden, denn die anderen am Tisch haben das Gleiche erlebt. „In dieser Situation braucht der Betroffene Zuwendung, Fürsorge und Aufmerksamkeit“, weiß Anneliese Krull. Denn die Patientinnen benötigen ihre ganze Kraft, um gesund zu werden und zu bleiben. Deshalb haben die Frauen als Motto für ihre Gruppe den Satz gewählt: „Gemeinsam sind wir stärker.“

Das gilt während wie auch nach der Therapie, denn das Leben geht weiter – mit dem Krebs und nach dem Krebs. Die Gruppe fängt die Mitglieder emotional auf, sucht aber auch nach Wegen, wie die Krankheit besiegt werden kann. Referenten besuchen die Runde, informieren über neue Therapien, Laboruntersuchungen und Akupressur.

Gemeinsam wird beim „Kochstudio für Krebskranke“ Essen zubereitet und mit einem Heilpraktiker Klopf- und Tanztherapie getestet. Ärzte und Psychologen des Wernigeröder Harzklinikums stehen den Frauen bei Gesprächsrunden Rede und Antwort. Alle drei Monate stehen Weiterbildungen im Qualitätszirkel auf dem Programm.

Seit 2008 ist die Selbsthilfegruppe Partnerin des im Klinikum angesiedelten Brustzentrums. „Wir haben hier eine sehr gute Behandlung und sehr gute Ärzte“, lobt Anneliese Krull. Die Gruppe wiederum hilft, gesund zu werden, betont Ärztin Claudia Gebhard. „Ich motiviere die Patientinnen immer, in die Selbsthilfegruppe zu gehen“, sagt die Psychoonkologin am Harzklinikum. Für die Nachsorge sei der Austausch mit anderen Betroffenen „ein wichtiger Baustein“.

Bei den Treffen geht es aber nicht nur um die Krankheit. „An unserer Kaffeetafel wird gelacht, gescherzt und viel geschwatzt. Manchmal muss ich klopfen, um mir Gehör zu verschaffen“, sagt Anneliese Krull mit einem Lächeln. Gemeinsam unternehmen die Gruppenmitglieder viele Ausflüge – zum Beispiel zum Museumshof Silstedt, in die Glasmanufaktur Derenburg und in die Quedlinburger Altstadt.

„Nur in der Gemeinschaft ist es für viele noch möglich, so etwas Schönes zu erleben“, sagt Leiterin Anneliese Krull. Die Wernigeröderin gehört seit 1996 zur Gruppe, die am 4. April 1990 von sechs Frauen um Marianne Golchert gegründet wurde.

1995 übernahm Margit Wünsche die Leitung und gab sie 2006 an Anneliese Krull ab. Die 75-Jährige hält die Fäden in der Hand, zahlreiche Anrufe und Anfragen erreichen sie, die zugleich den Kontakt zu Stadtverwaltung, Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden und Unternehmen hält. Die Unterstützung dieser Partner sei wertvoll.

Doch das gelte auch und vor allem für die Gruppenleiterin. „Ohne dich wäre unsere Gruppe gar nicht mehr denkbar“, lobt Hildburg Schneemilch. Das Mitgefühl und das Verständnis untereinander sei etwas Besonderes, sagt sie. „Das ist sicher das, was unsere Gruppe ausmacht.“