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Boxen SES-Stall trennt sich von Trainer Kaden

Box-Ikone Ulli Kaden war erst wenige Wochen im Amt, jetzt kommt das Aus. Warum sich der SES-Stall von Ulf Steinforth und der Coach trennen.

Von René Miller 09.10.2018, 14:23

Magdeburg l  Ulli Kaden hat in seiner langen Karriere viele Kämpfe gewonnen. Doch als Trainer beim SES-Boxstall kam schon nach einer Runde der K.o. Beide Seiten haben sich gestern nach einem Gespräch aber im Guten getrennt.

SES-Promoter Ulf Steinforth: „Ulli Kaden hat sich tadellos verhalten. Aber es hat einiges nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das passiert nun einmal im Sport. Wichtig war mir letztlich, dass wir trotzdem eine einvernehmliche Lösung finden. Und das ist uns gelungen.“

Auch Kaden fand zum Abschied kein böses Wort. „Das lief alles sauber und professionell ab. Wir haben uns zusammengesetzt, vernünftig über alles gesprochen und uns wirklich im Guten getrennt. Da bleibt nichts haften“, sagte der Kurzzeit-Coach.

Der frühere DDR-Serienmeister im Superschwergewicht wurde ja erst Mitte August als neuer Trainer von Tom Schwarz verpflichtet. Hintergrund war die Auszeit von Dirk Dzemski. Der bisherige Coach von Schwarz musste sich an beiden Händen operieren lassen und fiel auf unbestimmte Zeit aus. Inzwischen ist aber klar, dass Dzemski im November wieder voll einsteigen kann und dann auch wieder seinen Schützling Schwarz übernimmt.

Als Schwarz vor knapp vier Wochen in der Magdeburger Stadthalle seinen WBO-Intercontinental-Titel mit einem K.o. in der 2. Runde gegen den Mexikaner Julian Fernandez verteidigte, stand Kaden als verantwortlicher Mann in seiner Ecke. Aber in der Pause merkten selbst die Fernsehzuschauer, dass es zwischen Schwarz und Kaden irgendwie nicht passt. Schon bei der direkten Vorbereitung auf den Kampf war zu spüren, dass der Funke zwischen Trainer und Kämpfer einfach nicht überspringt. Da nutzen auch ein großer Name und jahrelange Ring-Erfahrung als aktiver Boxer nichts. Auch deshalb wurde für Schwarz zusätzlich noch René Friese als Trainer dazu geholt.

Offiziell hielt sich Tom Schwarz bei diesem Thema immer bedeckt und zeigte sich auch loyal. Aber die Körpersprache und zahlreiche Gesten rund um den Kampf zeigten deutlich, dass zwischen Schwarz und Kaden kein ideales Verhältnis besteht. Steinforth: „Ich habe natürlich mit Tom gesprochen und wir haben uns abgestimmt, wie es weiter gehen soll.“ Und zwar ganz nach oben. Steinforth: „Wir haben mit Tom noch viel vor und wollen ganz oben angreifen. Da können wir uns keine Experimente erlauben.“

In seiner aktiven Karriere besiegte Kaden Top-Boxer wie Lennox Lewis und Teofilo Stevenson, war DDR-Serienmeister im Superschwergewicht. Aber als Trainer funktionierte der in München geborene und im Erzgebirge aufgewachsene Kaden nicht wie erhofft. Die Vorschusslorbeeren hingen eher wie ein zentnerschwerer Sandsack vor Kaden.

Dass die Zusammenarbeit mit Schwarz und damit letztlich auch mit SES nach nur einem Kampf wieder beendet ist, hatte die Box-Legende des Ostens schon nach dem Kampfabend in der Stadthalle gespürt. Kaden: „Wenn es im Sport nicht passt, dann muss man eine Entscheidung treffen und sich notfalls auch trennen. Damit kann ich leben. Ich habe auch schon was Neues in Aussicht. Es muss sich keiner Sorgen um mich machen. Ich habe in meinem Leben schon viel schlimmere Schläge einstecken müssen.“

Kaden hatte schließlich vor zwei Jahren letztmals einen Profi betreut und seitdem in Fitnessstudios sein Box-Wissen an die Kämpfer gebracht. Da sind die Aufgaben und Ziele bei SES mit einer großen deutschen Schwergewichts-Hoffnung natürlich etwas ganz anderes. Steinforth: „Wir hatten uns mehr erhofft, als er leisten konnte. Vielleicht war die Aufgabe dann doch ein zu großer Sprung ins kalte Wasser.“ 

Trotzdem ließ sich Steinforth am Rande der Veranstaltung vor drei Wochen nichts Richtungsweisendes entlocken, sondern wollte ganz in Ruhe alles abwägen und dann eine Entscheidung treffen. Kaden: „Dass hier nichts hintenrum entschieden wurde, empfand ich als sehr fair. So muss das unter Sportlern sein.“ Steinforth: „Ulli war auf jeden Fall eine Bereicherung für uns. Aber der angedachte Weg funktionierte so nicht. Da schlichen sich bei mir dann doch immer mehr Zweifel ein, ob wir unser gemeinsames Ziel so erreichen.“

Hinzu kam natürlich auch die Botschaft, dass Dirk Dzemski bald wieder voll einsteigen kann. Das SES-Trainer-Urgestein hatte Schwarz schon als Jugendlichen betreut und kann wie kein anderer in dessen Seele schauen. Schwarz soll dieses Jahr auch noch einmal in den Ring steigen. Wahrscheinlich schon am 17. November.