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Bundesliga-Saisonabschluss Der 100-Tore-Meister: Müller krönt Bayerns Rekord-Rückrunde

Noch in der Hinrunde stand der FC Bayern zeitweise auf Platz sieben. Am Ende wurde es doch noch eine Meisterschaft der Superlative. 100 Tore geschossen, eine Rekord-Rückrunde gespielt. Einer ist auch mit Blick auf Pokal und Champions League wieder besonders wichtig.

Von Sebastian Stiekel, dpa 28.06.2020, 11:28

Wolfsburg (dpa) - Langeweile? Oder zumindest ein kleines bisschen Meisterfeier-Routine? Nicht mit Thomas Müller.

Der Fanliebling des FC Bayern München hat nach dem 4:0 (2:0) beim VfL Wolfsburg zum neunten Mal in seiner Karriere und zum achten Mal nacheinander die Meisterschale in die Hand gedrückt bekommen. Aber Müller gab danach trotzdem ein bemerkenswertes TV-Interview. Es ging darin im Kern um die persönliche Genugtuung eines Mannes, der noch unter dem alten Trainer Niko Kovac über einen Abschied aus München nachdachte und nun unter dem neuen Trainer Hansi Flick das 100. Saisontor des FC Bayern schoss und diese turbulente Saison mit 21 Assists als bester Vorlagengeber der Bundesliga-Geschichte beendete.

"Der Herbst war nicht einfach, sowohl für den Verein als auch für mich persönlich", sagte der 30-Jährige in diesem Sky-Interview. "Dementsprechend ist es neben meiner ersten Meisterschaft vielleicht mit die speziellste, die intensivste, die emotionalste." Eigentlich sei er "vom Stolz immer ganz weit weg. Aber viele andere Menschen würden dieses Gefühl wahrscheinlich als Stolz bezeichnen."

Müller ist vielleicht nicht das Gesicht dieser 30. deutschen Fußball-Meisterschaft des FC Bayern München. Das ist im Zweifel eher der Trainer Hansi Flick. Aber wie der eine Weltmeister von 2014 den anderen Weltmeister von 2014 wieder zu einem entscheidenden Faktor bei den Bayern gemacht hat, steht sinnbildlich für die Entwicklung dieser Mannschaft. Von Anfang bis Mitte Dezember stand sie noch hinter dem jetzigen Tabellenzwölften Schalke 04. Am Samstag krönte sie mit dem 100. Saisontor die statistisch beste Rückrunde der Bundesliga-Historie (17 Spiele, 16 Siege, 54:10 Tore).

Und so fühlte sich die achte Meisterfeier nacheinander tatsächlich nicht so an wie die siebte, sechste oder fünfte - was nicht nur etwas mit den corona-bedingten Umständen ohne Bierduschen, Konfetti oder Fans zu tun hatte. Denn 2017 oder 2019 standen jeweils schon die Zweifel an den damaligen Meistertrainern Carlo Ancelotti und Niko Kovac im Raum. 2020 aber, unter Flick, hat der FC Bayern das Champions-League-Finalturnier im August in Lissabon nicht nur vor Augen, sondern wahrscheinlich mehr als in den Jahren zuvor die Überzeugung, es auch gewinnen zu können. Und vorher gibt es am nächsten Samstag ja noch das DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen.

"Wir gehen alles an, das sind unsere Ziele", sagte Flick. "Bei Bayern denkt man immer etwas größer, das ist auch in Ordnung."

Zwei weitere Titel zu gewinnen, wird in dieser Saison allein organisatorisch eine Herausforderung. Zwischen dem Pokalfinale am 4. Juli und dem Beginn des Champions-League-Turniers am 12. August liegt mehr als ein Monat. In der Zwischenzeit muss der deutsche Meister am 7. oder 8. August sein Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea austragen. Die erste Partie im Februar gewannen die Bayern mit 3:0.

"Zuerst ist der Pokal im Fokus", sagte Flick. "Und dann ist es einfach wichtig, dass die Mannschaft auch mal frei hat, auch der Staff mal frei hat, um den Kopf frei zu bekommen. Dann bereiten wir uns ganz intensiv auf die Champions League vor."

Bislang hat der 55-Jährige alle Herausforderungen seiner knapp acht Monate als Bayern-Cheftrainer überzeugend gelöst. Während der Corona-Pandemie gewann seine Mannschaft alle neun Geisterspiele. "Es wird immer viel gesprochen: Die Spieler verdienen viel Geld, die können das machen. Aber nein. Es ist auch nicht ganz einfach in der Situation", sagte Flick dazu.

Außerdem moderierte er den schwierigen Prozess des Umbruchs, in dem vermeintlich abgehängte Kräfte wie Müller und Jérôme Boateng zurück ins Team drängten und junge Kräfte wie Alphonso Davies oder Michael Cuisance neu hinein. "Wir genießen es, dass wir in einer unglaublichen Art und Weise so zurückgekommen sind", sagte Müller noch einmal. "Die Rückrunde mit der Mannschaft, die Intensität der Mannschaft: Man hatte das Gefühl, dass die jungen Spieler einem zuhören und dass das Früchte trägt. So hat man gemeinsam Erfolg."

© dpa-infocom, dpa:200628-99-591827/4

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