Deutsche "Boy Group" fühlt sich von Argentinien herausgefordert / Podolski bricht Training ab Der Psycho-Krieg ist eröffnet: Schweinsteiger heizt Duell an
Das Psycho-Duell ist eröffnet – schon 75 Stunden vor dem Anpfiff setzte Bastian Schweinsteiger zur verbalen Grätsche gegen Diego Maradonas Weltklasse-Team an.
Erasmia (dpa). "Es geht schon vor dem Spiel los, wie sie gestikulieren und versuchen, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Das ist respektlos, aber die Argentinier sind so", tönte Deutschlands Vize-Kapitän und heizte damit das WM-Viertelfinale am Samstag (16.00 Uhr) in Kapstadt gegen Argentinien kräftig an.
Zusätzlich erinnerte Schweinsteiger gestern vor über 200 Reportern aus aller Welt auch nochmals an die "Handgreiflichkeiten" nach dem von Deutschland gewonnenen Elfmeterschießen im Viertelfinale vor vier Jahren. "Das steckt noch im Kopf drin", betonte der Münchner. Bei Lukas Podolski gab der DFB Entwarnung: Der leicht angeschlagene Kölner, der die Übungseinheit vorzeitig beendete, soll schon heute beim Training wieder dabei sein.
Die ohnehin höchst brisante Auseinandersetzung dürfte nach dieser verbalen Grätsche des 25-Jährigen nun noch heißer werden. Die junge und bisher so erfolgreiche deutsche "Boy Group" fühlt sich von Diego Maradona, Lionel Messi, Gonzalo Higuain & Co. besonders herausgefordert. "Wir dürfen uns nicht anstecken lassen von den Provokationen", forderte Schweinsteiger, provozierte aber selbst: Die argentinischen Fans würden bei den Spielen in Südafrika anderen Zuschauern die Plätze im Stadion wegnehmen, bemerkte der Mittelfeld-Chef, "das zeigt ihren Charakter und ihre Mentalität".
Auch Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich vor dem sechsten WM-Duell gegen die "Gauchos" kämpferisch, auch wenn er auf provozierende verbale Attacken verzichtete. Das Trainerteam habe den Gegner ausführlich analysiert und neben vielen Stärken auch "mögliche Schwächen" beim zweimaligen Weltmeister gesehen, verkündete der 50-Jährige im DFB-Quartier in Erasmia und schloss an: "Selbstverständlich sind die Argentinier verwundbar." Wie sein Team die Offensiv-Maschine stoppen und zugleich die südamerikanische Abwehr um Bayern-Star Martin Demichelis in Verlegenheit bringen will, verriet Löw aber nicht: "Das werde ich hier nicht ausbreiten."
Alles ist auf die Mission Halbfinale ausgerichtet. Der Bundestrainer änderte nach dem 31-stündigen Kurzurlaub sogar die Reisepläne. Schon heute Abend wird der DFB-Tross von Pretoria nach Kapstadt fliegen, um sich am Spielort noch besser auf die Kraftprobe vorbereiten zu können. "Die Mannschaft spielt mit viel Überzeugung und mit viel Stolz", erklärte Löw zum Kontrahenten und zum Trainer-Kollegen Maradona. Für ihn sind die Argentinier, die in Südafrika bisher viermal gewannen, der "absolute WM-Favorit", die Wiederholung des Viertelfinal-Erfolgs von 2006 werde sehr schwierig. "Sie haben offensiv die Qualität, Fehler eiskalt zu bestrafen."