Fußball-Wettskandal: 270 Begegnungen betroffen Drei Oberligaspiele im Visier der Ermittlungen
Bochum (dpa/SID/fbo/dh). Der 31. Mai 2009 war ein Jubeltag für SC Borea Dresden. Einen Sieg benötigte der Fußball-Oberligist noch, um den Klassenerhalt in der Südstaffel endgültig zu sichern. Für Gastgeber Germania Halberstadt ging es damals nur noch um die Verteidigung des vierten Platzes. Nach der 1:3 (0:2)-Niederlage der Halberstädter titelte die Volksstimme: "Borea Dresden die motiviertere Elf".
An diese Partie hätten sich heute wohl nur die ganz eingefleischten Germanen-Fans erinnert, wenn die Mediengruppe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) nicht plötzlich andere Infos erhalten hätte.
In ihren heutigen Tagesausgaben berichtet die WAZ nämlich, dass die Partie in den Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum zum größten Wettskandal der europäischen Fußball-Geschichte gerückt ist. Und Halberstadt wäre keine Ausnahme in der Oberliga Süd: In der Saison 2008/09 sollen auch die Partien zwischen dem 1. FC Gera und dem VfB Pößneck (2:1) sowie zwischen dem FC Carl-Zeiss Jena II und dem ZFC Meuselwitz (0:2) manipuliert worden sein. Zumindest aus Halberstädter Sicht sprach VfB-Trainer Andreas Petersen von einer Farce, sollte sich der Verdacht bestätigen. Petersen selbst verurteilt Betrugsversuche im Fußball scharf.
In diesem Wettskandal müssen sich vom kommenden Monat an die ersten Angeklagten vor Gericht verantworten. Der Prozessauftakt sei voraussichtlich am 6. Oktober, berichtete gestern ein Sprecher des Bochumer Landgerichts. Offen ist noch, ob dann zwei oder vier Beschuldigte auf der Anklagebank sitzen.
Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst im August Anklage gegen zwei 35 und 55 Jahre alte Männer erhoben. Sie wirft ihnen gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in 16 beziehungsweise 22 Fällen vor. Sie sollen im Jahr 2009 mit anderen Tätern mit insgesamt 350 000 Euro Spieler und Schiedsrichter bestochen und so zehn Partien in Deutschland und 14 Spiele im europäischen Ausland manipuliert haben. Durch die Manipulationen sollen die Wettbetrüger rund 1,45 Millionen Euro gewonnen haben.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt früheren Angaben zufolge gegen mehr als 250 verdächtige Personen. Betroffen sind etwa 270 Begegnungen im In- und Ausland.