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Radsportler sahnen ab / Schwimmerin Bruhn ebenfalls vorn / Ex-Formel-1-Pilot Zanardi der Star Eskau, Graf, Teuber: Goldregen zum Auftakt

06.09.2012, 03:19

Deutschlands Radsportlern ist ein famoser Auftakt bei den Straßenwettbewerben der Paralympics gelungen. Mittendrin im Goldrausch: Andrea Eskau. Die querschnittsgelähmte Handbikerin vom USC Magdeburg siegte souverän im Zeitfahren. Gold holten zudem Tobias Graf und Michael Teuber und Schwimmerin Kirsten Bruhn.

London/Magdeburg (dpa/jb) l Das war ein Sieg mit Ansage: An-drea Eskau gewann gestern wie erwartet ("Wenn man bei den Paralympics einmal auf dem obersten Treppchen gestanden hat, dann gibt man sich nicht mit weniger zufrieden") das Zeitfahren auf der Motorsportstrecke in Brands Hatch vor ihrer deutschen Kollegin Dorothee Vieth.

Eskau, geboren im thüringischen Apolda, hatte 2008 in Peking bereits für den Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Sachsen-Anhalt Gold im Straßenrennen gewonnen. Im Zeitfahren war sie allerdings aufgrund gesundheitlicher Probleme ohne Medaille geblieben.

Die 41 Jahre alte Handbikerin ist eine der ganz wenigen Behindertensportler, die auch im Wintersport erfolgreich sind. Bei den Paralympics in Vancouver 2010 holte die Diplom-Psychologin Silber im Langlauf und Bronze im Biathlon.

Der Star in Brands Hatch war aber Alessandro Zanardi. Der 2001 auf dem Lausitzring schwer verunglückte Ex-Formel-1-Pilot (beide Beine verloren), der die Handbike-Klasse vor dem Bayern Norbert Mosandl gewann, sagte im Ziel, wo ihn Hunderte Journalisten umlagerten: "Für mich ist etwas Magisches passiert."

Wenige Stunden vor Zanardi hatten die beiden Deutschen ihre goldenen Momente genossen, auf völlig unterschiedliche Art und Weise: Graf lag nach dem 16 km langen Zeitfahren völlig erschöpft auf dem Asphalt und konnte seinen Triumph kaum glauben. Auf Gold habe er "ein bisschen gehofft, aber nicht damit gerechnet", sagte er.

Der sympathische Athlet der Behindertenklasse C2, der sein linkes Bein bei einem Unfall auf dem elterlichen Bauernhof verloren hatte, gewann schon auf der Bahn zwei Medaillen.

Für Teuber waren die Voraussetzungen komplett andere. Der Bayer hatte auf der Bahn nichts gewonnen und nach anhaltendem Streit mit dem Weltverband UCI sogar sein Karriereende im Oval verkündet. Die Erleichterung war also groß, als er schon kurz vor dem Ziel des C1-Rennens den Arm zum Jubel in die Höhe reißen konnte: "Was für ein fantastisches Rennen."

Auf eine ausschweifende Feier mussten Graf, Teuber und Eskau aber verzichten. Für alle stehen noch die Straßenrennen auf dem Programm.

Großer Jubel blieb auch bei Mosandl aus: Kurz nach seinem Rennen erhob er schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Behindertensportverband DBS und Bundestrainer Patrick Kromer, der ihm jegliche Unterstützung durch Betreuer oder Mechaniker verwehrt habe: "Ich habe mich 50 Meter neben der deutschen Box warmgemacht. Niemand nahm meine Roller und mein Material mit." Hintergrund sei die Entscheidung Mosandls gewesen, nicht im paralympischen Dorf zu wohnen, sondern sich stattdessen in Streckennähe vorzubereiten.

Am Abend gewann dann Schwimmerin Kirsten Bruhn aus Neumünster die 13. deutsche Goldmedaille und damit nach 2004 und 2008 das dritte Mal in Serie über 100 Meter Brust. Die 42-Jährige beendet mit dem Coup ihre Karriere bei Paralympics. Silber ging ebenfalls über 100 Meter Brust an Niels Grunenberg aus Berlin.