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Offener Brief Ex-Bundestrainer sorgen sich um das deutsche Hockey

Vier ehemalige Bundestrainer sorgen sich um das deutsche Hockey und schreiben einen offenen Brief. Bernhard Peters, Markus Weise, Jamilon Mülders und Peter Lemmen sehen den DHB in einem kritischen Zustand. Sie fordern eine Neuausrichtung von Präsidium und Vorstand.

Von Von Claas Hennig, dpa 19.02.2019, 14:33

Hamburg (dpa) - Der Deutsche Hockey-Bund zählt seit Jahrzehnten zu den Medaillen-Garanten bei Großereignissen. Doch spätestens der offene Brief von vier ehemaligen Bundestrainern deutet an, dass es im erfolgreichsten deutschen Ball-Sportverband bei Olympischen Spielen rumort.

"Aus unserer Perspektive werden komplexe Probleme auf die Schultern zu weniger Mitstreiter abgeladen", schrieben die mit Titeln und Medaillen hoch dekorierten Bernhard Peters, Markus Weise, Jamilon Mülders und Peter Lemmen in dem Brief, den die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" veröffentlichte. Dies führe zu einer "Aufgabenhäufung" im ehrenamtlichen Präsidium und im hauptamtlichen Vorstand. "Ein solch gewachsener Zustand von Aufgaben- und Machtfülle ist in der Regel für Systeme kennzeichnend, die sich permanent im Krisenmodus befinden", hieß es weiter.

"In diesem Zustand ist der DHB nicht", wies Präsident Wolfgang  Hillmann die Darstellung zurück und kritisierte die Briefeschreiber. "Das ist nicht die wertschätzende Art, wie wir miteinander umgehen."

Alle vier Autoren haben aktuell nichts mit dem DHB zu tun. Peters arbeitete zuletzt als Direktor Sport beim  Fußball-Zweitligisten Hamburger SV, Weise wechselte zum Deutschen Fußball-Bund und ist am Aufbau der DFB-Akademie beteiligt. Lemmen ist Sportlicher Leiter beim Mannheimer HC, Mülders betreute bis ins vergangene Jahr die chinesischen Damen.

Das Ehemaligen-Quartett forderte in seinem Schreiben "eine herausragende, weit- und umsichtige Verbandsführung, d.h. ein reibungsloses, zielorientiertes Zusammenspiel von Präsidium und Vorstand, von Ehren- und Hauptamt, der Liga und den Vereinen". Dies scheint ihrer Ansicht nach "seit geraumer Zeit oft gestört". Eine Neuaufstellung des Präsidiums und des Vorstandes müsse her.

DHB-Chef Hillmann sieht die Forderungen indes "schon weitgehend erfüllt". Als Beispiel nannte er die Nationalspieler Martin Häner und Janne Müller-Wieland, die im Präsidium säßen und mitarbeiten.

Doch die vier einstigen Erfolgstrainer sind nicht die einzigen, die den Zustand des DHB kritisierten. So hatte der langjährige Verbandspräsident Stephan Abel vor anderthalb Wochen dem "Hamburger Abendblatt" gesagt: "Mir fehlt richtungweisende Führung des aktuellen Verantwortlichen, der verschiedene Dinge einfach geschehen lässt und mangelnde Kritikfähigkeit zeigt."

Vor der Endrunde um die deutschen Hallen-Meisterschaften Ende Januar in Mülheim kursierte zudem ein anonymer Brief, in dem von einem "System der Angst im Verband" und von "Misswirtschaft und Klüngelei" geschrieben wurde.

Kritik hatte es zuletzt auch im Vorfeld der Endrunde zur Hallen-Meisterschaft in Mülheim Ende Januar Kritik einer Agentur gegeben, die seit der Trennung von Marketing-Direktor Jan Fischer für den Bereich Kommunikation, Marketing und Events übernommen hat. 

Am Ende hatte der DHB-Vorstand mit dem ohnehin schon durch andere Aufgaben belasteten Sportdirektor Heino Knuf die Veranstaltung organisieren müssen. Hillmann verwies allerdings darauf, dass die Partneragentur für das Marketing der Veranstaltung verantwortlich gewesen wäre.

Der Vorstand sieht sich ohnehin schon genug Herausforderungen gegenüber. So muss die Leistungssportreform umgesetzt werden, ein eigener Ligaverband wird gegründet. Der internationale Verband hat mit der weltweit gespielten Pro League für Nationalmannschaften den Terminkalender noch stärker aufgebläht.

Offener Brief in der FAZ, kostenpflichtig

Interview mit Ex-DHB-Präsident Abel bei abendblatt.de vom 9.2. , kostenpflichtig