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Fußball-Regionalliga im Chaos FCM droht wochenlange Hängepartie

Der Fußball-Regionalliga Nordost droht nach der Insolvenz des VFC Plauen
und deren Folgen eine wochenlange Hängepartie. Vor allem der Kampf um
die Meisterschaft leidet unter Rechtsunsicherheit. NOFV-Präsident Rainer
Milkoreit schweigt. Der 1. FC Magdeburg gibt sich erstaunlich gelassen.

Von Klaus Renner und Thomas Juschus 28.02.2015, 01:24

Magdeburg l Klaus Siemon zeigte sich aufgeräumt und gesprächig. Kein Wunder. Zuvor hatte der Insolvenzverwalter des VFC Plauen dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) eine schmerzliche Niederlage zugefügt. Laut einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts Berlin vom Donnerstag müssen die Spiele der Vogtländer in der Regionalliga bis zur Klärung in der Hauptsache wieder gewertet werden.

"Die klassenhöchste Herren-Mannschaft eines Vereins, über dessen Vermögen das Insolvenzverfahren eröffnet ... wird, gilt als Absteiger. ... Die von einer solchen Mannschaft ausgetragenen oder noch aus- zutragenden Spiele werden nicht gewertet." - DFB-Spielordnung, § 6, Absätze 1, 2

Mitte Februar hatte sich der NOFV in einem Präsidiumsbeschluss gegen eine Wertung der Partien mit VFC-Beteiligung ausgesprochen und auf die DFB-Spielordnung verwiesen (siehe Chronologie), gleichzeitig damit aber auch einen mit Siemon Ende Januar geschlossenen Vergleich einseitig ausgehebelt. Hier hatte zunächst der NOFV nach Klageandrohnung von Siemon seine Spielordnung umgangen und dem Insolvenzverwalter die Tür für eine Klage geöffnet. Das Chaos nahm seinen Anfang - ein Ende ist nicht in Sicht.

NOFV-Präsident Rainer Milkoreit wollte sich nicht zur neuesten Wendung im Fall äußern. "Es ist ein schwebendes Verfahren", sagte der Sportfunktionär und verwies darauf, dass die einstweilige Verfügung bis Freitagmittag nicht zugestellt gewesen sei. Der Volksstimme liegt sie vor. Das dürfte jedoch spätestens am Montag soweit sein - und dann der Streit in die nächste Runde gehen. "Wir überlegen, ob wir gegen die einstweilige Verfügung Rechtsmittel einlegen werden", sagte NOFV-Vizepräsident Erwin Bugar. Gleichzeitig verwies der Rechtsanwalt aus Burg auf die Verbands-Autonomie: "Wenn das Schule macht, wird künftig nicht mehr nach den Regeln des Sports, sondern nach dem Bürgerlichen und dem Strafgesetzbuch gespielt. Es droht ein unendlich langer Rechtsstreit. Die Insolvenz des VFC Plauen soll auf dem Rücken des NOFV und der Regionalligavereine ausgetragen werden."

Auf jeden Fall droht der 4. Liga eine Hängepartie. Nach dem ersten Etappensieg will Insolvenzverwalter Siemon als nächstes die Zwangsabstiegsregelung der Spielordnung kippen, sagte er am Freitag. Siemon (56), der seit zwei Jahrzehnten im In- solvenzrecht arbeitet und zahlreiche Entscheidungen von Bundesgerichten herbeigeführt hat, rechnet aus seiner Erfahrung nicht mit einer Entscheidung in der Hauptsache vor Ende Juni. "Und das wird knapp. Die Beteiligten sollten sich deshalb darauf einstellen, dass die Spiele gewertet werden", sagte Siemon am Freitag.

Der 1. FC Magdeburg, der aufgrund der Verfügung die Tabellenführung einbüßte, zeigte sich am Freitag sehr besonnen und verwies wie zuvor auf die DFB-Spielordnung. "Für uns gibt es keinen Anlass zu reagieren, weil wir nicht unmittelbar von der Einstweiligen Verfügung betroffen sind", sagte FCM-Präsidiumsmitglied Hagen Hoffmann. Der Rechtsanwalt befürchtet aber "einen Rechtsstreit über mehrere Ins-tanzen" und gesteht: "Mich nervt die fehlende Rechtssicherheit für die Vereine und den NOFV. Was hat Vorrang: das Insolvenzrecht oder die verfassungsrechtlich geschützte Verbands-Autonomie?"

Germania Halberstadt profitiert zwar von der neuesten Wendung im Fall Plauen und hat einen Punkt mehr, Präsident Olaf Herbst sieht die Regionalliga aber ebenfalls vor unruhigen Wochen. Herbst: "Die Situation ist nicht gut für den Fußball."