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1. FC Magdeburg Erwartungen weit übertroffen

Mit dem vierten Platz nach 21 Spieltagen übertrifft Fußball-Drittliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg zur Winterpause alle Erwartungen.

27.12.2015, 23:01

Magdeburg l Pünktlich zum 50. Club-Jubiläum hatte Trainer Jens Härtel gleich in seiner ersten Saison etwas geschafft, woran all seine Vorgänger gescheitert waren – im Mai Aufstieg in die 3. Liga und damit in den Profifußball. Eine 25-jährige Durststrecke war vorüber, die Euphorie in und um Magdeburg grenzenlos. In seiner persönlichen Bilanz stufte Härtel die beiden Aufstiegsspiele gegen Kickers Offenbach (1:0, 3:1) „höher als alle anderen Leistungen ein“.

Diesen Schwung nahmen die Elbestädter mit ins neue Spieljahr. Vor mehr als 21 000 Zuschauern gab es unter Flutlicht im Drittliga-Eröffnungsspiel am 24. Juli einen 2:1-Last-Minute-Sieg im ersten von insgesamt 56 (!) Drittliga-Ostderbys gegen RW Erfurt. Zum gefeierten Helden wurde kurz vor Schluss Lars Fuchs, der den Siegtreffer erzielte. So etwas nennt man Auftakt nach Maß.

Nachdem auswärts Unentschieden in Mainz und Bremen heraussprangen und auch die beiden nächsten Heimspiele gegen Ostvereine (HFC 2:1/Chemnitzer FC 2:0) gewonnen wurden, mischte der Neuling sogleich oben mit. Der Club war nach kurzer Eingewöhnungsphase angekommen in Liga drei und stets weit genug entfernt von den Abstiegsplätzen.

Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, wurde Ende August bei Fortuna Köln im wahrsten Sinne des Wortes auf schmerzhafte Weise deutlich. Es gab mit 1:2 die erste Saisonniederlage, einen unberechtigten zweiten Elfmeter gegen den Club und – was am schwersten wog – die schlimme Verletzung von Felix Schiller (Achillessehnenriss).

Ebenfalls unglücklich die nächste Auswärtsniederlage mit 0:1 bei den Stuttgarter Kickers. In der Fremde taten sich die Elbestädter generell schwer, es fehlte häufig die nötige Cleverness und Abgeklärtheit. Wiederholt erwies sich Torhüter Jan Glinker als Turm in der Schlacht, rettete so manchen Punkt. Am Ende gelang nicht ein einziger Auswärtserfolg in der Hinrunde. Das erlösende 2:0 bei RW Erfurt – im Übrigen dem ersten FCM-Punktspiel an einem Montagabend – war bereits der Auftakt der Rückserie.

Dafür verwandelten die Mannen um Torjäger Christian Beck die heimische MDCC-Arena jedes Mal in einen wahren Hexenkessel, der zu sieben Siegen in zehn Partien führte. Nur einmal musste sich der FCM beugen, verlor gegen Zweitliga-Absteiger VfR Aalen am 18. September unverdient mit 1:2.

Apropos Beck: Der „Knipser“ sorgte für wahre Freudentänze auf der Tribüne. Beim 2:1 gegen den HFC erzielte er nach einem Rückstand in der 1. Minute und Unterzahl nach 16 Minuten beide Tore zum 2:1, beim 3:0 gegen den VfL Osnabrück markierte er per Seitfallzieher ein Traumtor, und beim 3:1 gegen den FSV Mainz o5 II gelang ihm sogar ein Dreier-Pack. Zur Winterpause stehen stolze 15 Treffer auf seinem Konto – gleichauf mit Justin Eilers vom überlegenen Spitzenreiter Dynamo Dresden.

In Elbflorenz musste sich der Club mit 2:3 geschlagen geben. Es war das einzige Mal mit drei Gegentoren in einem Spiel.

Ohnehin hatten die Schützlinge die Taktik von Härtel schnell verinnerlicht, der vor allem Wert auf die Defensive legte. Gerade die eher offensiv ausgerichteten Akteure wie Manuel Farrona-Pulido oder Burak Altiparmak hatten da so ihre Umstellungsprobleme, fügten sich aber ebenso nahtlos ein. „In habe noch nie in einer solch charakterstarken Mannschaft gespielt“, sagte einer, der sich auskennt im Fußball – Routinier Fuchs (33).

Härtel räumte bei seiner Halbjahresbilanz, in der er seiner Mannschaft einen Superjob bescheinigte, ein: „Unser Spiel sieht nicht immer schön aus, aber wir sind stets mit Leidenschaft dabei, beißen uns richtig rein. Und wir haben uns vorgenommen, auch 2016 ähnlich erfolgreichen emotionalen Fußball zu präsentieren.“