1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Der große Traum des Staßfurters Krüger

Fußball Der große Traum des Staßfurters Krüger

Der Staßfurter Florian Krüger spielt bei Zweitligist Erzgebirge Aue eine starke Saison und hat es ins U-21-Nationalteam geschafft.

Von Dennis Uhlemann 04.01.2021, 00:01

Magdeburg l Manchmal, das gibt Florian Krüger zu, muss er sich selbst kurz mal zwicken. So wie am 3. September, als der gebürtige Staßfurter sein Debüt für die U-21-Nationalmannschaft geben durfte und beim 4:1 gegen Moldawien nach 78 Minuten eingewechselt wurde. Und weil die Nominierung, die ihn schon „riesig gefreut“ hat, und sein Einsatz an diesem Tag noch nicht genug waren, entschied sich der Zweitliga-Profi des FC Erzgebirge Aue auch noch dafür, zu treffen. Mit seinem ersten Ballkontakt. „Das war schon ein bisschen verrückt“, denkt er freudestrahlend zurück. „Manchmal ist es schon komisch, wahnsinnig. Das sind Dinge, von denen du als Kind träumst. Besser hätte es nicht laufen können.“

Und das dachte Krüger in seiner Karriere schon öfter, machte der 21-Jährige doch vor allem in diesem Jahr nochmal einen großen Sprung, der ihn jetzt eben auch zur U-21-EM in Slowenien und Ungarn im kommenden Jahr führen könnte.

Angefangen hat er als Vierjähriger beim SV 09 Staßfurt. „Ich habe zu Hause eh nur gegen den Ball getreten“, sagt Krüger. Und wurde vom Papa deshalb zum Verein gebracht. Mit Hans Rosenmeier nahm ihn damals ein ganz erfahrener Fußballlehrer unter seine Fittiche. Bis heute hat er Kontakt zum Rentner. „Er hat mir vermittelt, wie wichtig es ist, Spaß am Fußball zu haben“, reflektiert er mit seinen heutigen Kenntnissen vom Druck des Profigeschäfts, wie entscheidend das damals war. Dass es Krüger überhaupt dahin geschafft hat, lag aber neben seinem Talent auch an seinem Fleiß. „Ich wollte am liebsten jeden Tag trainieren.“

Eine Einstellung, die ihm mit zwölf Jahren auch den Wechsel zum 1. FC Magdeburg ermöglichte. „Das war ein großer Schritt, so früh von zu Hause weg ins Internat zu gehen“, sagt er und spricht von einer „total prägenden Zeit“ beim FCM. „Ich bin dort erwachsen geworden, hab viele Freunde gefunden.“ Von denen musste er sich mit 16 Jahren aber wieder verabschieden, weil ihn seine fußballerischen Fähigkeiten weiter in die „Knappenschmiede“ führten, in den Nachwuchs des Bundesliga-Teams FC Schalke 04.

Eine Entscheidung, die ihm „viele schlaflose Nächte“ bereitete, die er aber heute keinesfalls bereut. Auch wenn er nach zwei erfolgreichen Jahren bei den Königsblauen – u. a. ließ er mit 35 Treffern in den B-Jugend-Bundesliga auch einen gewissen Kai Havertz in der Torschützenliste hinter sich – den Sprung in den Profifußball auf Schalke verpasste.

So führte sein Weg wieder deutlich näher an die Heimat, ins sächsische Aue. „Ich bin damals verletzt hergekommen, hab mich herankämpfen müssen“, erinnert sich Krüger an seinen Syndesmosebandriss im Sommer 2018 und an den schwierigen Start im Profigeschäft: „Ich habe auf meine Chance gehofft und sie von meinem damaligen Trainer Daniel Meyer bekommen und genutzt.“ Beim 1:2 in Bochum im November 2018 debütierte Krüger in der 2. Liga und bereitete nach zwei Minuten den Treffer von Pascal Testroet vor. Ein weiterer Grund zum Zwicken, wie auch beim ersten Tor beim 5:0 gegen Fürth zwei Wochen später oder vielen weiteren Einsätzen in den folgenden Wochen und Monaten bis heute. „Es lief ideal. Ich habe mich Stück für Stück reingespielt und würde schon sagen, dass ich mich bis heute festgespielt habe.“

Zwölf Scorerpunkte (sieben Tore, fünf Vorlagen) in der aktuellen Saison geben dem 1,86 m großen Stürmer recht. Gestern schnürte er gegen Braunschweig einen Doppelpack. Er fühlt sich wohl in Aue, ist nah an seiner Heimat. „Ich fahre knapp zwei Stunden, versuche zweimal im Monat zu Hause zu sein“, sagt er. Bei den „Veilchen“ passt einfach vieles für ihn, weshalb er kürzlich auch seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat. „Der Verein hat mir damals als junger Spieler die Chance gegeben, ich wollte etwas zurückgeben“, begründet er und spricht von einer „für beide Seiten wichtigen“ Lösung.

Eines Tages will er dann aber gern auch in der Bundesliga spielen. Ein weiterer Schritt für dieses Ziel: gute Leistungen bei der kommenden zweigeteilten U-21-EM. Die Gruppenphase findet im März, die K.o.-Spiele ab Ende Mai statt. Und Krüger würde nach seinen fünf Einsätzen für die U 21 in diesem Jahr gern wieder dabei sein. Er weiß zwar, dass er nicht beim „allergrößten Verein“ spielt, die „Mannschaft schon gut“, die Konkurrenz auf seiner Position groß ist. Ex-FCM-Kicker Mergim Berisha spielt beispielsweise mit Salzburg Champions League, Lukas Nmecha geht für den belgischen Top-Club RSC Anderlecht auf Torejagd. „Ich kann das gut einordnen und weiß, dass ich vielleicht nicht die erste Wahl bin“, so Krüger.

Erzielt er weiter so fleißig Tore oder legt sie auf, ist er eines Tages sicher auch eine Option für die Nationalelf. „Davon träumt doch jeder als Kind“, sagt Krüger. Ihm fehlen dafür aber „sicher noch zwei oder drei Zwischenschritte, ehe es mal so weit sein könnte“. Doch warum nicht? „Träumen ist erlaubt“, ergänzt er.