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Fußball Deutsche Fußballfans und die WM-Kosten

Ein Schnäppchen ist die WM nicht: Wer das Team von Bundestrainer Löw in Russland begleiten will, muss mehrere Tausend Euro ausgeben.

05.06.2018, 09:49

Moskau (dpa) l Wer mit dem DFB seine Reise zur Fußball-WM in Russland bucht, geht auf Nummer sicher. Unterkunft, Flüge in die Spielorte der Nationalmannschaft sowie Transfers zu den Flughäfen – alles gut organisiert. Doch günstig ist das Angebot nicht: Für fünf Nächte, jeweils rund um die Vorrundenspiele, berechnet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mindestens 590 Euro für Zimmer und Frühstück. Der Flug zum Spiel in Sotschi gegen Schweden kostet zusätzlich 595 Euro, zur Partie in Kasan gegen Südkorea immerhin 449 Euro. Ohne Eintrittskarte.

Eine Anfrage, wie hoch die Auslastung ist, beantwortet der DFB zunächst nicht. Dem Vernehmen nach ist das WM-Quartier rund ums erste Vorrundenspiel ausgebucht, für die Restzeit sollen aber noch viele Plätze frei sein. Fans kritisieren vor allem die Auswahl des DFB. So weist etwa die in Moskau lebende deutsche Bloggerin Katrin Scheib darauf hin, dass die Unterkunft – anders als vom Verband beworben – mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen sei.

Zudem seien die Preise viel zu hoch, sagt einer, der sich mit der Organisation von Fan-Reisen auskennt. Für seine Reisegruppe hat der Deutschland-Anhänger, der seinen Namen nicht nennen will, bereits vor Monaten die Flüge gebucht – teilweise für weit unter 100 Euro pro Strecke. In Moskau seien zudem zuletzt die Hotelpreise wieder deutlich gesunken, mitten im Zentrum kosten Zimmer nun etwa so viel wie in der DFB-Unterkunft weit außerhalb.

Selbst organisiert, können deutsche Fußball-Fans nach Berechnungen von Branchenkennern verhältnismäßig günstig die WM verfolgen. Etwa 2000 Euro müsse ein Anhänger für die Gruppenphase aufbringen, den internationalen Hin- und Rückflug inbegriffen, rechnen die Macher der Ferienhaus-Suchmaschine HomeToGo vor. Auch der Online-Reisespezialist Travelbird rechnete nach der Auslosung die potenziellen Kosten für deutsche WM-Touristen bis zum Finale vor. Je nach Turnierverlauf, Hotelwahl und Ticketkategorie müssen demnach für vier WM-Wochen zwischen 5480 Euro und 13.911 Euro pro Person einkalkuliert werden.

Durchaus happig sind die Preise für Eintrittskarten. 105 US-Dollar (knapp 90 Euro) werden in der günstigsten Kategorie für ein Vorrundenspiel fällig. Vor vier Jahren in Brasilien waren es noch 90 Dollar. Moderat fällt der Anstieg fürs Finale aus: Kostete 2014 die günstigste verfügbare Kategorie für ausländische Fans noch 440 Dollar, sind es nun 450 Dollar.

Abhängig sind die Fan-Kosten in Russland vor allem davon, in welchen Städten eine Mannschaft spielt. So gilt etwa Saransk – mit etwa 300.000 Einwohnern der kleinste WM-Spielort – als besonders teures Pflaster. Hier ist die Tourismus-Industrie noch wenig entwickelt. Als verhältnismäßig günstig gelten hingegen Sotschi am Schwarzen Meer oder die Wolga-Stadt Samara, wo die DFB-Elf im besten Falle ihr Viertelfinale spielt.

Ein Vorteil für die internationalen Fans: der schwache Rubelkurs. Essen und Trinken sind dadurch ziemlich günstig in Russland, gerade außerhalb von Moskau oder der Touristen-Hochburg St. Petersburg. Sogar kostenlos, allerdings auch bereits stark nachgefragt, sind für Besucher die Fahrten zwischen den Spielorten mit Sonderzügen der russischen Bahn – Voraussetzung sind eine Eintrittskarte sowie die sogenannte Fan-ID. Mit dieser laminierten Karte, die als Ersatz für das Visum für die Einreise nach Russland dient, ist auch die kostenlose Nutzung des Nahverkehrs am Spieltag möglich.

Nach deutschen Maßstäben deutlich günstiger ist die WM aber für die einheimischen Fans. Sie profitieren dabei von Sonderkonditionen: So gibt es für Russen – wie schon 2014 für Brasilianer – eine eigene, günstige Ticket-Kategorie, die die niedrigeren Löhne im Ausrichterland berücksichtigt. Eine Vorrundenkarte kostet sie 1280 Rubel, umgerechnet sind das derzeit rund 17,60 Euro.

"Hier ist die FIFA in Bezug auf ihr Pricing besser aufgestellt als es ihr allgemeiner Ruf vermuten lässt und bemüht sich um "Fair Play" gegenüber den lokalen Fans", meint Christoph Lesch von der Strategie und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners.

Ein weiterer Pluspunkt: Die staatliche Fluglinie Aeroflot verlangt von russischen Ticket-Inhabern gerade einmal 5 Rubel für den Flug zu den Spielorten der Sbornaja.