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Fußball Nübel-Berater Backs schwärmt vom FCM

Nübel-Berater Stefan Backs ist im Interview mit Volksstimme-Redakteur René Miller begeistert von der Stimmung beim 1. FC Magdeburg.

Von René Miller 06.05.2020, 00:05

Heute wird entschieden, ob die Bundesliga den Spielbetrieb wieder aufnimmt. Was sagt Ihr Bauchgefühl?

Stefan Backs: "Wenn der Rahmen mit den hygienischen Vorgaben passt, dann wird es ein Ja geben. Der Fußball ist zwar nicht systemrelevant, aber hat eine unheimlich wichtige soziale Bedeutung. Der Fußball verbindet die Menschen auch über den Sport hinaus. Deshalb wäre das schon ein wichtiger Schritt zurück in die Normalität. Und man könnte mal wieder über etwas anderes reden."

Was ist eigentlich, wenn ein Spieler so sehr erkrankt, dass er seine Karriere beenden muss? Oder wenn er sich weigert zu spielen?

Stefan Backs: "Für den Fall einer Erkrankung sind die Spieler alle versichert. Aber interessant würde es werden, wenn sich einer weigert. Die Vereine könnten denjenigen zwar fristlos kündigen wie es bei anderen Arbeitnehmern auch wäre. Aber ob das ein Verein bei Topspielern macht, ist natürlich zu bezweifeln. Doch die Spieler selbst haben eigentlich auch ein ureigenes Interesse daran, dass das System Bundesliga nicht zusammenbricht."

Wie verändert sich die Arbeit eines Spielerberaters in der Corona-Krise?

Stefan Backs: "Indem man viel telefoniert und wie bei jedem anderen Arbeitnehmer auch die ganzen Dinge rund um Corona bespricht. Da geht es jetzt natürlich viel um Gesundheitsfragen, den Gehaltsverzicht usw. Dafür ziehen wir auch einen Arbeitsrechtler hinzu."

Wie sicher können Sie sein, dass ein Fauxpas wie von Herthas Salomon Kalou bei Ihren Spielern nicht vorkommt? Und wie ist Ihre Meinung zu diesem Video?

Stefan Backs: "Sicher sein kann man nie. Es ist aber ein Paradebeispiel dafür, dass Social Media für Spieler oft sinnbefreit und in diesem Fall komplett dämlich ist."

Woher kommt der schlechte Ruf von Beratern?

Stefan Backs: "Das ist leider eine Pauschalverurteilung. Natürlich gibt es auch in unserer Branche schwarze Schafe. Weil die Vereine es selbst in der Hand haben, mit wem sie reden und verhandeln, könnte man bestimmte Leute ausschließen. Aber das passiert nicht, weil man unbedingt den oder den Spieler haben will und trotzdem mit jedem verhandelt. So sind auch Spieler nicht gezwungen, möglicherweise den Berater wechseln zu müssen."

Wie sehr hat DFL-Chef Christian Seifert übertrieben, als er davon sprach, Berater bräuchten nur einen Mustervertrag von der DFL-Seite herunterzuladen und den richtigen 23-Jährigen kennen?

Stefan Backs: "Mir war von vornherein klar, dass es in der Corona-Krise eine Gelddiskussion geben wird und man ganz schnell bei uns Beratern ist. Fundiert ist das natürlich nicht. Denn das große Geld ist nur in der Bundesliga zu verdienen. Unsere Agentur vertritt aber auch Spieler bis hinunter zur 4. Liga. Da zahlt man mitunter im Jahr sogar noch drauf, hat aber die Hoffnung, dass die Jungs den Sprung nach oben schaffen."

Glauben Sie, dass sich nach der Corona-Krise im Miteinander etwas verändert?

Stefan Backs: "Ich wünsche mir, dass alle mehr auf Seriosität als auf kurzfristigen Erfolg achten und respektvoller mit Spielern und Trainern umgehen. Und ich hoffe sehr, dass die üblen Beschimpfungen und die oft nicht fassbare Hetze aufhören."

Was war eigentlich die größte Anfeindung, die Sie im Zusammenhang mit dem Wechsel von Alexander Nübel hinnehmen mussten?

Stefan Backs: "Ein symphatischer Schalke-Fan schrieb mir, dass er mir Krebs im Endstadium wünsche."

Wer war eigentlich Ihr erster Klient? Und was hat sich seitdem an der Arbeit eines Beraters verändert?

Stefan Backs: "Das war Hanno Balitsch, der damals in Leverkusen spielte. Vom Ablauf her war das nicht viel anders als heute. Der Spieler entscheidet sich für einen Verein und man handelt den bestmöglichen Vertrag aus. Was sich verändert hat, ist die Vehemenz auf dem Markt. Der Wettbewerb um Spieler ist viel größer geworden. Früher waren Zuschauereinnahmen eine wichtige Einnahmequelle, jetzt sind das neben den TV-Geldern und Sponsoring vor allem Transfers. Spieler kaufen, mit ihnen kurzfristig sportlichen Erfolg haben und dann teuer weiterverkaufen - das ist heute ein wichtiges Geschäftsmodell. Deshalb wird sehr viel ins Scouting investiert."

Wie schätzen Sie die Situation in Liga 3 ein? Rollt auch da der Ball kurzfristig wieder?

Stefan Backs: "Das ist ganz schwer zu sagen, weil da jeder sein Süppchen kocht. Da gibt es nicht den Königsweg wie in den Bundesligen. Außerdem sind in der 3. Liga die Zuschauereinnahmen existenziell. Auf der anderen Seite gibt es Sponsoren, die eher ein Interesse daran haben, dass gespielt wird."

Sind Sie dem FCM noch böse, dass man sich im November 2018 von Jens Härtel, den Sie auch beraten, getrennt hatte?

Stefan Backs: "Überhaupt nicht, weil das dazu gehört und ich FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik auch sehr schätze. Jens Härtel hat beim FCM viel bewegt, ist zweimal aufgestiegen. Da ist man emotional sehr mit einem Verein verbunden. Aber im Fußball zählt nur das Hier und Jetzt. Dass es für den FCM trotz des Trainerwechsels nicht zum Klassenerhalt gereicht hat, ist übrigens sehr schade. Denn die Stimmung dort im Stadion ist echt beeindruckend. Ich habe in meinem Leben bestimmt über 1000 Fußballspiele gesehen. Aber als ich in der Aufstiegssaison bei einem Heimspiel im Stadion war, bin ich im Treppenaufgang stehen geblieben, weil mich die Stimmung total begeistert hat."