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Fußball Weltmeister Hans Schäfer ist tot

Hans Schäfer war 1954 einer der Helden von Bern. Und er eroberte den Ball vor dem entscheidenden 3:2 im Finale. Er wurde 90 Jahre alt.

07.11.2017, 11:43

Köln (dpa/sk) l Sein ambitioniertes Lebensziel hat Hans Schäfer nicht mehr erreicht. 105 Jahre alt wolle er werden, hatte der ehemalige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft gesagt. "Und dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben." Das Ziel war nicht mehr all zu weit, doch 19 Tage nach seinem 90. Geburtstag ist der WM-Held gestorben. Dabei hatte er noch "so viel vor".

Diese Aussagen seien "typisch Hans", sagte Horst Eckel, 1954 Zimmernachbar Schäfers im Hotel Belvédère in Spiez. "Immer vorausschauend und mit typisch rheinischem Humor." Eckel ist nun der letzte noch lebende Weltmeister von vor 63 Jahren. Ihr Verhältnis war  nach jahrelanger Funkstille wieder freundschaftlich. "Probleme gibt es immer mal im Leben", sagte Eckel. "Aber wir haben uns ausgesprochen und verstehen uns gut". Nun trauert er wie ganz Fußball-Deutschland um den ehemaligen Weggefährten.

Was Schäfer und Eckel einte, war die Ablehnung des Personenkults um die "Helden von Bern". "Es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Spiel gewinne, und sei es eine Weltmeisterschaft", sagte Schäfer 2006 der "Zeit". Und ein Wunder sei es auch nicht gewesen: "Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance. Wir haben sie genutzt, daran ist nichts Übernatürliches."

Auch den Ehrentag zelebrierte er nicht groß. "Wir feiern im engsten Kreis und werden das eine oder andere Fässchen Kölsch köpfen", sagte er. "Aber am Abend wird der Fernseher angemacht. Der FC soll mich an meinem Geburtstag mit einem Sieg beschenken." Die Kölner taten ihm den Gefallen allerdings nicht. Zwei Wochen später erlebte Schäfer zumindest noch den 5:2-Erfolg gegen BATE Borissow, den ersten Kölner Europacup-Sieg nach 25 Jahren.

Doch aktuell ist sein Verein Letzter der Bundesliga. Als "de Knoll" noch die Fäden zog, war der FC das "Real Madrid des Westens". 1962 führte Schäfer die Kölner zum Meistertitel, 1964 gelang dasselbe in der ersten Bundesligasaison. 1963 wurde Schäfer zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt.

Unvergessen bleibt er aber vor allem wegen jenes Spiels am 4. Juli 1954 im Wankdorfstadion von Bern. Und wegen der legendären Rundfunk-Reportage von Herbert Zimmermann. "Bozsik, immer wieder Bozsik. Der rechte Läufer der Ungarn am Ball", erzählte dieser. "Er hat den Ball, verloren diesmal gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt! Toooor! Tooor! 3:2 für Deutschland!" Das wird immer in Erinnerung bleiben.