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Fußballnationen wanken Wer nicht zittert, hat schon verloren

Frankreich, Niederlande, Brasilien und selbst Deutschland - keine Fußballnation hat es bei dieser WM leicht. Die vermeintlichen Außenseiter wittern nach den Überraschungen in der Gruppenphase ihre Chance auf den großen Coup.

Von Philipp Queitsch 01.07.2014, 16:44

Magdeburg l Was haben sie in den vergangenen Tagen gezittert, die großen Titelfavoriten der WM. Zugegeben: Den Anfang des neuen Trends "ich zittere mich erstmal ins Viertelfinale und lege dann richtig los" machte zwar Brasilien, mit Chile hatten die jedoch keinen wirklichen Außenseiter als Gegner. Das Spiel war spannend, die Chilenen mindestens ebenbürtig und Dani Alves noch immer weißköpfig wie Käpt`n Iglo es immer sein wollte.

Die Holländer wurden nach dem Sensationssieg gegen die Spanien in der Gruppenphase als die neuen Matadoren gefeiert. Da hatten die Mexikaner jedoch auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ohne Respekt, dafür mit viel Dynamik und einer Prise La Cucaracha, was zwar gut klingt, aber eigentlich nur "die Kakerlake" bedeutet, schossen sie die Käse- und Holzschuhliebhaber beinahe aus dem Turnier.

Montag fieberten dann auch die Deutschen so richtig mit. Vorher noch über die Beinahe-Blamagen der anderen amüsiert, sahen wir mit an, wie sich die Franzosen gegen Nigeria schwer taten. Am Ende konnten (Mercedes-) Benz(ema) und Co dann doch noch feiern. Frankreich ist also unser Gegner im Viertelfinale am kommenden Freitag. "Ach Mensch, aber wir sind ja noch gar nicht im Viertelfinale!" Dieser Gedanke muss einigen deutschen Spielern am Montag noch durch den Kopf gegangen sein, als die Nationalhymne in Porto Alegre angestimmt wurde. "Wer ist das denn?" "Algerien, aber hast du schon gehört? Als nächstes spielen wir gegen die Franzosen!" So könnte eine Unterhaltung zwischen den Abwehrspielern kurz vor Anpfiff abgelaufen sein. Anders kann ich mir die völlige Abwesenheit gegen starke und mutig spielende Algerier nicht erklären. Vier Innenverteidiger standen wie Bäume in der deutschen Defensive. Bäume können jedoch kein Fußball spielen und sind in ihrer Bewegung recht unflexibel. Bei den Offensivstars unseres Teams herrschte Ideenlosigkeit. Diese miese Anfangsstimmung verwandelte sich im Laufe des Spiels teilweise in Panik. Jérôme Boateng lief völlig verzweifelt gegen einen algerischen "Abwehr-Baum" und Shkodran Mustafi riss sich zwar den Allerwertesten auf, konnte spielerisch aber wenig reißen.

Thomas Müller müllerte auf dem Spielfeld in gewohnter Manier auf und ab, müllerte aber erfolglos. Da mussten in der Verlängerung andere müllern. André Schürrle und Mesut Özil erlösten uns von der Spannung. Musste das so lange dauern? Per Mertesacker konnte mit dieser Frage nach dem Spiel wenig anfangen und verabschiedete sich bis Freitag in die Eistonne. So bleibt man im Achtelfinale cool.