Radsport: Beim Spee-Cup in Genthin herrscht hohe Leistungsdichte / Starter aus Sachsen-Anhalt haben schweren Stand Gegen die Uhr und starke Konkurrenz
Sonniges Wetter, eine schnelle Rundstrecke und begeisterte Zuschauer – die Nachwuchs-Elite des deutschen Straßenradsports fand am Sonntag bei den Deutschen Schüler-, Jugend- und Juniorenmeisterschaften im Zeitfahren beste Bedingungen vor. Bei der 19. Auflage des Spee-Cups in Genthin hatten auch die heimischen Radrenner die Chance, sich im Feld der rund 320 Fahrer aus dem gesamten Bundesgebiet zu beweisen.
Genthin. Die Tachonadel im Begleitwagen kratzt an der 45 km/h-Marke. Davor tritt Nadine Richter auf ihrer Zeitfahrmaschine im hohen Gang kräftig in die Pedalen. Der Wind, der gegen die Scheibe am Hinterrad drückt, erzeugt ein eigentümliches Rauschen, das nur vom Gebrüll des Trainers übertroffen wird: "Hopp, Hopp, auf gehts", treibt er seinen Schützling unentwegt an. Dass es für die Leipzigerin nach zehn Kilometern nur zu Rang 20 im Einzelzeitfahren der weiblichen Jugend U 17 reicht, ist angesichts ihres Tempos kaum zu glauben.
Die Leistungsdichte in dieser Altersklasse ist bundesweit bereits hoch, dies ist bei den Deutschen Jugendmeisterschaften einmal mehr zu beobachten. Die Vereins- und Landesteams von München bis Hamburg arbeiten hochprofessionell. Sachsen-Anhalts Radsportler können in diesem Wettlauf nicht mithalten, die sportliche Struktur und wirtschaftliche Lage geben nicht mehr her.
Insofern erscheint es wie ein Seegen, dass auch in schwierigen Zeiten in der Region hochklassiger Sport zu sehen ist. "Der Wettkampf ist im Kalender des Bundes Deutscher Radfahrer ein fester Bestandteil. Wir sind froh, dass der Spee-Cup als höchstdotierte Veranstaltung der Stadt erhalten bleibt", sagte Genthins Bürgermeister Wolfgang Bernicke.
Während er und Landrat Lothar Finzelberg traditionell den Startschuss vollziehen, sitzen Anabell Tripke und Anna-Lena Bensch noch wie auf heißen Kohlen. "Bei einem Heimrennen ist bei den Sportlern die Aufregung besonders groß, da ja auch die Eltern dabei sind", sagt Betreuer Tobias Buchheister. Er gehörte vor Jahren zu den besten Radsportlern des Genthiner RC und hilft dem gastgebenden Verein bei Wettkämpfen, wo er kann. Während er seine beiden Fahrerinnen zum Startpunkt begleitet, lässt er sich noch eine Prognose für das Paarzeitfahren der Schülerinnen U 15 entlocken. "Vielleicht ist eine Top-Fünf-Platzierung drin."
Diese fahren am Ende ihre Genthiner Teamkameradinnen ein. Marie Weinmann und Sarah Beudt belegen bei dem Wettkampf, der im Rahmenprogramm der Deutschen Meisterschaft stattfindet, den dritten Platz. Tripke/Bensch kommen dagegen im 16er Feld nicht über den 15. Rang hinaus.
"Es wird heute für unsere Fahrer schwer", hatte im Vorfeld auch GRC-Vorsitzender Horst Grimm prophezeit. Dies gilt vor allem für die heimischen Radsportler, die mit der Auswahl Sachsen-Anhalts an den Start gehen und meist gegen ältere Fahrer bestehen müssen. Entsprechend belegen Friedrich Schumann (RCLostau) und Maximilian Eckart (Genthiner RC) beim 4er Mannschaftszeitfahren der U 13 nur den sechsten Platz. Nicht viel besser läuft es beim Landes-Quartett der Schüler U 15. Reinhard Witte (RC Lostau), Jonas Müller (Genthiner RC), Philip Schneider und Jesse Eggert (beide RSV Osterweddingen) kommen nach 20 Kilometern nicht über Rang 15 von 16 gestarteten Teams hinaus. Auch das U 19-Bundesligateam mit Wolfgang Witte (RCLostau), das zum Abschluss des Spee-Cups am Nachmittag auf die 50 Kilometer-Strecke geht, kann sich erwartungsgemäß nicht im Vorderfeld platzieren. Dafür ist die Leistungsdichte zu hoch. Sieger in diesem Rennen wird das Thüringer Juniorteam um Rick Zabel, dem Sohn des ehemaligen Weltklasse-Sprinters Erik Zabel.
Insofern mag man Radsportlegende Täve Schur, der im Zielbereich an der Brandenburger Straße fleißig Autogramm schreibt, nur zustimmen, wenn er sagt: "Bringt eure Kinder in Bewegung und weg vom Computer. Wir Radsportler müssen kämpfen." Der 79-Jährige ist eigens aus Heyrothsberge nach Genthin geradelt, um Präsenz zu zeigen.
Präsenz zeigt an diesem Tag auch Helmut Höhne vom Hauptsponsor des Spee-Cups. Auch wenn sich Henkel vom Standort Genthin zurückgezogen hat, stellt der Regional-Manager in Aussicht, dass die Veranstaltung auch künftig finanziell unterstützt wird.
Davon ist auch Bernicke überzeugt: "Das Rennen ist bundesweit das einzige, bei dem am Sonntag extra eine Bundesstraße gesperrt wird. Damit schaffen wir beste Bedingungen." Ähnlich äußert sich Vereinschef Grimm: "Fahrer und Verband äußern sich immer positiv über den Spee-Cup und kommen gerne wieder. Ich danke allen Helfern, Streckenposten, Trainern und Betreuern für die Unterstützung."